SWR2 Wort zum Tag

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Auch der Papst ist ein Erbe Martins Luthers. Finde ich. Und ich glaube es wäre gut für die weltweite Christenheit, wenn er das auch so sehen und öffentlich zum Ausdruck bringen würde.
Der Papst „Erbe" Martin Luthers? Normalerweise bezeichnet man so uns Evangelische. Ich finde aber, das greift zu kurz. Für mich ist auch der Papst ein Erbe Luthers.
Drei Gedanken bringen mich darauf:
Erstens ist es ein geschichtliches Faktum: Der Papst steht wie jeder Christenmensch, egal ob wir evangelisch, katholisch oder orthodox sind, im Erbe der Reformation. Was vor 500 Jahren in Wittenberg mit Martin Luther begonnen hat und sich dann weltweit ausgewirkt, das bestimmt die Christenheit seit damals. Es gibt viele christliche Kirchen. Nicht mehr die Eine. Keine Kirche hat das Monopol auf Christlichkeit. Das ist schlicht Fakt. Selbst wenn man es bedauert, man kann die Reformation nicht ungeschehen machen. Dieses Erbe prägt uns Christen alle.
Mein zweiter Gedanke: Für eine ökumenische Zukunft der Christenheit wäre es mE. gut, wenn Papst Benedikt -und jeder Christenmensch- sich nicht nur historisch, sondern auch aus Überzeugung als Erbe Luthers verstehen könnte. Ökumene gibt es dann, wenn Christen weltweit auch das Erbe der Reformation annehmen und in die Zukunft mitnehmen. Dazu gehört auch die Kritik an der eigenen Kirche. Auch bei uns Protestanten.
Darum wünschte ich, der Papst würde sich als Erbe Luthers sehen und öffentlich machen: „Es war wichtig und gut, dass Luther diese Anstöße für Glauben und Kirche gegeben hat. Die Reformation war kein Irrtum. Echte Ökumene gelingt nicht durch ein 'zurück hinter die Reformation', sondern nur indem sich Christen und Kirchen aufeinander zu reformieren."
Mein dritter Gedanke: Martin Luther hat immer wieder daran erinnert: Christ bin ich und werde ich, wenn ich an Jesus Christus glaube - nicht wenn ich zu einer bestimmten Kirche gehöre. Christ sein ist Vertrauenssache: Ich kann darauf vertrauen, dass Gott in Jesus Mensch geworden ist, Gott ist liebevoll da, für Sie und mich und diese Welt, die nahe am Abgrund schlingert.
Das ist die Botschaft Luthers: Als Christ bin ich Erbe Jesu Christi. Ich glaube nicht Luther oder dem Papst, sondern an Jesus Christus. Manchmal ist das schwer. Man muss sich das immer wieder durch den Kopf gehen lassen und zu Herzen.
Und dazu muss man immer wieder in die Bibel schauen. Als Christ bin ich nicht zuerst lutherisch, reformiert, orthodox oder römisch-katholisch. Sondern jesus-christlich. Dieses Erbe Luthers kann man doch nur von Herzen annehmen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11595
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