SWR2 Wort zum Tag

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In München findet seit gestern ein internationales Friedenstreffen statt.  Da treffen sich etwa 400 politische und religiöse Vertreter aus 60 Ländern. Es sind Christen verschiedener Konfessionen, Vertreter des Islam und des Judentums, Buddhisten, Hindus, Schintoisten und Menschen aus altindischen Religionen. „Zusammen leben - unsere Bestimmung. Religionen und Kulturen im Dialog", so das Motto des Treffens. 
Begegnungen dieser Art haben Tradition. Im Oktober 1986 hatte Papst Johannes Paul II. Vertreter verschiedener Religionsgemeinschaften zum ersten Mal nach Assisi eingeladen. „Die Herausforderung des Friedens - sagte er damals - übersteigt die religiösen Differenzen. Alle Religionen der Welt sind aufgerufen, ihren Beitrag zum Entstehen einer menschlichen, gerechten, geschwisterlichen Welt zu leisten. Nachdem die Religionen selbst oft genug Grund für Spaltungen waren, möchten sie jetzt zum Aufbau des Weltfriedens beitragen." Das Treffen der Religionsvertreter, die der Einladung des Papstes gefolgt waren, war bei jedem der Teilnehmer vom Respekt geprägt. Jeder sprach sein Gebet in der Gegenwart der anderen. Jeder empfing hörend das Gebet der anderen. So nahmen die Teilnehmer einander als Betende wahr: als Menschen, die sich in ihren jeweiligen Sprachen und Bildern, von ihren Traditionen und Glaubensgeschichten und ihrem eigenen Gottesverständnis her Gott zuwenden. Die Begegnung von Assisi hat deutlich gemacht, dass die Menschen entscheidend sind: an erster Stelle der Einladende, in diesem Fall Johannes Paul II., dann genauso die Religionsvertreter, die seine Einladung annahmen. Nicht Religionen treten in einen Dialog - oder tun es nicht, sondern Menschen unterschiedlicher religiöser Kulturen sprechen miteinander - oder tun es nicht. Heute finden in München etwa 40 Podiumsdiskussionen statt. Morgen, zum Abschluss des Treffens, wird an 9 Orten der Stadt in verschiedenen religiösen Traditionen gebetet, anschließend ziehen alle in einer gemeinsamen Prozession zum Marienplatz. Jede Religion hat es mit Menschen zu tun, die imstande sind, das Heiligste und das Schlimmste zu tun. In München sprechen Menschen miteinander und beten im Respekt voreinander - eine weitere Etappe auf einem guten Weg - damit Religionen, mehr als bisher, der Versöhnung und dem Frieden in der Welt dienen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11493
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