SWR4 Abendgedanken BW

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Jahreszeiten mit dem Wechsel von Sonne und Regen, Wärme und Kälte, gibt es nicht nur in der Natur und im Ablauf eines Jahres. Jahreszeiten prägen auch meinen Lebenslauf. Ich genieße im Urlaub die Sonne und den Sommer. Zugleich weiß ich, dass kältere Zeiten und herbstliche Stürme kommen werden. Auch in meiner Ehe, in meiner Familie, unter meinen Freunden gibt es immer wieder so etwas wie Frühling, vieles blüht. Und es muss auch Ernte geben, an der ich mich freuen kann, wenn eine gute Gemeinschaft ihre Früchte trägt. Ich weiß, dass manches herbstlich bunt und anderes grau werden kann. Gerade in meiner Beziehung zu anderen wird manches erkalten, und Frost und bittere Kälte werden mir zu schaffen machen.
Jede Jahreszeit in der Gemeinschaft mit anderen hat ihre wunderbaren Zeiten. Da kann ich Freude und Glück schöpfen. Und die brauche ich für die trüben und beschwerlichen Jahreszeiten des Lebens, wenn mir die Sonne des Erfolgs und des Gelingens fehlt. Darum will ich die guten Zeiten nutzen und vorsorgen für andere Zeiten.
Jesus hat öfter von Saat und Ernte geredet, von den Jahreszeiten und davon, dass es wichtig ist, zu säen oder zu ernten, oder dazwischen auch sich in Geduld zu üben und zu warten. „Wenn das Samenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, so bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht." Hat er einmal gesagt. Da gibt es also nicht nur den Herbst des Lebens, in dem man nicht mehr viel bewirken kann, nicht nur den frostigen Winter, in dem alles tot zu sein scheint. Sondern da entwickelt sich im Verborgenen, von niemandem bemerkt, etwas Neues, ein neues Leben, das zu seiner Zeit aufgeht und blüht.
Jesus beschreibt damit, wie sich seine Botschaft entwickelt, wie sie wächst und zu wirken beginnt.  Das gilt aber auch für unsere Lebenszeiten. Manchmal ist unser Glaube ein kaum sichtbares Pflänzchen, dann wiederum gelingt es, gegen alle Zweifel für die eigene  Überzeugung einzustehen und sie zu vertreten. Manchmal scheinen alle Bemühungen in der Erziehung und im Umgang mit anderen vergeblich zu sein, dann wieder ist da eine Kraft gewachsen, die sich durchsetzt, wie es niemand vermutet hatte. Das Bild vom Samenkorn hilft mir, Geduld zu haben mit meinem schwachen Glauben, und geduldig zu sein mit meinen Anstrengungen. Ich nehme mir deshalb vor: nicht verzagen, wenn zunächst anscheinend nichts wachsen will. Am Ende kann ich doch  auf viel Frucht hoffen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=11242
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