SWR1 3vor8

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Der liebe Gott ist nicht einfach nur ein guter Onkel. Vielleicht muss einem das ab und zu gesagt werden. Denn so stelle ich ihn mir ja gern vor: Einen, der mich bedingungslos liebt, deshalb alles versteht und immer für mich da ist. Die Gefahr ist groß, dass man dann irgendwann denkt: Gott ist es egal, wie ich mich verhalte und was ich tue. Er hat für alles Verständnis. Da brauche ich mich nicht weiter anstrengen. Das hat dann aber nichts mehr mit Gottvertrauen zu tun. Das ist einfach bequem. Und am Ende auch eine Sackgasse. Denn: Gott ist nicht bloß ein guter Onkel, der für alles Verständnis hat.
Jesus jedenfalls erzählt eine Geschichte, die daran erinnert. In den evangelischen Gottesdiensten wird heute darüber gepredigt:
Es geht ums Himmelreich - Das fängt an, wo Menschen im Vertrauen auf Gott leben. Dazu sind alle eingeladen, erzählt Jesus, wie zu dem Fest eines großzügigen Königs. Keiner wird da ausgeschlossen, es wird nicht gefragt, ob man das auch verdient hat. Aber, als das Fest schon im Gange ist, trifft der König einen, der ist nicht passend angezogen. Der hat dieselben Kleider an, die er schon immer getragen hat. „Wie bist du hier hereingekommen?" (Mt 22, 12) fragt ihn der König, und als der Mensch keine Antwort geben kann, steht er plötzlich vor der Tür. Da ist es finster und ungemütlich. Wer kein passendes Kleid hat, der passt da nicht hin, wo man im Vertrauen auf Gott lebt.
Diese Geschichte erinnert mich, dass es nicht egal ist, wie ein Christ lebt und sich verhält. Natürlich erkennt man es nicht an den Kleidern, ob einer ein Christ ist oder nicht. Die Geschichte ist ja nur ein Gleichnis, ein Bild. Aber woran erkennt man es dann? Woran erkennt man es bei Ihnen, wenn Sie Christ sind? Ich will manchmal gar nicht, dass man es erkennt. Man muss seinen Glauben doch nicht so aufdringlich vor sich her tragen, denke ich dann. Aber eigentlich ist es mir bloß peinlich, von meinem Glauben zu reden. Eigentlich ist es bloß unbequem, am frühen Sonntagmorgen zur Kirche zu gehen. Eigentlich bin ich bloß zu sparsam, um einen ordentlichen Betrag für etwas zu spenden, was mir doch eigentlich wichtig ist.
Dabei sein wollen in der guten Zukunft Gottes - aber trotzdem so bleiben wie ich bin. Das geht nicht, sagt Jesus Denn dann bleibt ja alles beim Alten. Dann steht man eigentlich immer noch da, wo es finster ist und kalt.
Wer sich nicht anders verhalten will, für den wird sich auch nichts ändern. Der findet nicht in Gottes gute Zukunft. Wer nicht angemessen gekleidet ist, den bestraft das Leben. Denn Gott ist nicht bloß ein guter Onkel. Vielleicht muss das ab und zu gesagt werden.

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