SWR3 Worte

SWR3 Worte

Etty Hillesum, eine niederländisch-jüdische Lehrerin, starb 1943 im KZ Auschwitz-Birkenau. Drei Jahre war sie dort in Haft, sie schreibt:

Das Elend ist wirklich groß,
und dennoch laufe ich oft am Abend,
mit federnden Schritten am Stacheldraht entlang,
und dann quillt es mir immer wieder aus dem Herz heraus -  ich kann nichts dafür, es ist nun einmal so,
es ist von elementarer Gewalt -:
Das Leben ist etwas Herrliches und Großes,
wir müssen später eine ganz neue Welt aufbauen -
und jedem weiteren Verbrechen,
jeder weiteren Grausamkeit müssen wir ein weiteres Stückchen Liebe und Güte gegenüberstellen,
das wir in uns selbst erobern müssen.
Wir dürfen zwar leiden,
aber wir dürfen nicht darunter zerbrechen.
Und wenn wir diese Zeit unversehrt überleben,
ohne Verbitterung, ohne Hass,
dann haben wir auch das Recht,
nach dem Krieg ein Wort mitzureden.
Vielleicht bin ich eine ehrgeizige Frau:
Ich möchte ein sehr kleines Wörtchen mitreden...

Das denkende Herz. Die Tagebücher von Etty Hillesum 1941-1943

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10952
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