Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Erde und Licht - sonst nichts. Zwei große Tafeln aus Erde und dazwischen eine Säule aus Licht. Eine dreiteilige Installation. In der Kunst nennt man so was ein Triptychon, In unserer Kirche auf der Bundesgartenschau in Koblenz hängt so ein Triptychon. Es besteht nur aus Erde und Licht und sonst nichts. Die Landauer Künstlerin Madeleine Dietz hat es geschaffen. Vergleicht man das mit einem Triptychon aus früheren Jahrhunderten, so kommt einem das sehr einfach vor. Früher standen oft kunstvoll geschnitzte Figuren in den Tafeln oder aufwendige Gemälde erzählten die biblischen Geschichten. Aber in unserer Kirche auf der Bundesgartenschau geht es darum, die Dinge in eine einfache Sprache zu bringen. Eine Sprache, die bereinigt ist von zu dem Zuviel an Bildern. Für den mittelalterlichen Menschen war ein Bild etwas Besonderes. Bilder hingen in Kirchen, Rathäusern, bei Adligen und reichen Bürgern. Der normale Mensch konnte sich Bilder gar nicht leisten. Wir heute erleben täglich einen Bilderrausch; in Zeitschriften, Fernsehen, Kino und Computer überall Bilder. Da tut es gut, sich einmal auf das Einfache, Klare, auf Urelemente wie Licht und Erde zu beschränken. Und das Schöne - wie bei einem Triptychon im Mittelalter - erzählt auch unser Erde-Licht-Triptychon eine biblische Geschichte. Die Installation von Madeleine Dietz hängt in unserer Kirche über dem Altar, dort wo normaler weise ein Kreuz hängt. Und etwas länger betrachtet erkennt man in ihm auch eine Kreuzform. Die beiden Tafeln mit Erde sind kürzer als die Lichtsäule in der Mitte. Der Querbalken des Kreuzes sind die Tafeln aus Erde. Symbol für das Irdische, das Menschliche, das Sterbliche. Und die Lichtsäule in der Mitte, das ist der Längsbalken des Kreuzes. Symbol für das Himmlische, das Göttliche, das Lebendige. Für mich macht dieses Triptychon deutlich: Der, der da am Kreuze hing, war Gott und Mensch zugleich. Erde und Licht und sonst nichts. Eine einfache Sprache, die zum Wesentlichen führt. Etwas, was wir dringend brauchen in einer Zeit des Zuviels an Bildern, Eindrücken und Informationen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=10464
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