SWR2 Wort zum Tag

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Ich werde gebraucht - wer das weiß und spürt, freut sich darüber.
Alte Menschen meinen manchmal, dass sie nicht mehr gebraucht werden, und beklagen es. Menschen ohne Erwerbsarbeit empfinden Leere in ihrem Leben. Wer zur Kirche gehören will, kann wissen, dass er gebraucht wird. Ein schönes Bild der Bibel beschreibt die Kirche so: Sie ist wie ein Haus. Das Fundament, auf dem das Haus der Kirche ruht, ist, was die Menschen am Anfang der Kirche erfahren und weitergegeben haben. Der Grundstein, der das Fundament zusammenhält,  ist Jesus Christus. Die Menschen in der Kirche aber sind die Steine, mit denen der Bau aufgerichtet wird. Sie tragen andere Steine und werden von anderen getragen. Sie werden alle gebraucht. So gilt in der Kirche: Ich werde gebraucht.

Alle werden in der Kirche gebraucht. Ich werde gebraucht. Aber wozu?
Die Kirche braucht meine Erfahrungen mit dem Glauben im Alltag. Meine Fragen, meine Zweifel, auch meine Kritik müssen Raum haben in der Kirche. Wenn sie gehört werden, gewinnt die Kirche die Realität, in der die Verkündigung des Evangeliums „ankommen" und verstanden werden soll. Und wenn das Gespräch über Glaubenserfahrungen im Alltag in ihr Platz hat, kann so etwas wie eine Sprachschule entstehen, durch die man befähigt wird, Auskunft über das zu geben, was einen im Glauben hält und trägt. Dieses Sprechen über den Glauben im Alltag braucht die Kirche. Nur so kann sie ihren Verkündigungsauftrag erfüllen. Und ich werde dazu gebraucht.

Glaube kann nicht folgenlos bleiben. Immer wieder muss und wird er die Zuwendung zu Mitmenschen zur Folge haben. Glaube und Liebe gehören zusammen. Auch ich werde dazu gebraucht, dass sie zusammen bleiben. Natürlich, es gibt die Diakonie, wo Menschen in unterschiedlichen Einrichtungen professionell geholfen wird. Das ist gut so. Es ersetzt aber nicht die vielfältigen Formen der Zuwendung zu anderen Menschen im persönlichen Umfeld, zum Beispiel in der Nachbarschaft, in der Gemeinde mit ihren Hilfsprojekten. Ehrenamtliche Mitarbeit in der Gemeinde auf unterschiedliche Art ist notwendig. Sie braucht die Kirche. 

Und wenn man alt oder krank ist und all dies nicht mehr vermag? Dann kann man für andere und für die Kirche beten. Und das braucht die Kirche ganz besonders. Man kann gerade auch damit erfahren, dass man zur Kirche gehört, dass man zusammen mit Anderen Kirche ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9967
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