Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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So ein Pech aber auch! Einen Moment nicht aufgepasst - und ich bin mit dem Fahrrad gestürzt, ziemlich heftig. Die ganze rechte Körperseite ist auf den harten Boden aufgeschlagen, auch der Kopf. Und der Fahrradhelm liegt zu Hause. Für einige Tage sieht mein Gesicht zum Fürchten aus und auch sonst tut allerhand weh.
Aber: Trotz allem war es Glück im Unglück. Der heftige Sturz ist glimpflich ausgegangen. Nur die Blutergüsse und Prellungen trage ich noch lange. Sie sind mir eine Mahnung: Nie mehr werde ich ohne Helm fahren, auch dann nicht, wenn es bloß um die Ecke geht. Diese Lektion habe ich nachdrücklich gelernt.
„Stolpern fördert“ steht auf einer Spruchkarte, die mir kurz darauf in die Hände fällt. Ein Spruch von Goethe - im Moment finde ich den gar nicht so lustig. Aber leider ist er sehr wahr! Stolpern fördert! Denn die meisten Menschen werden erst durch Schaden klug.
In der Pädagogik ist das Prinzip schon seit jeher bekannt. Kindern darf man nicht jeden Stein aus dem Weg räumen. Natürlich brauchen sie unbedingt Hilfestellung und Schutz. Aber am meisten wachsen sie, wenn ihnen auch einiges zugetraut und zugemutet wird. Kinder werden selbstbewusst durch angemessene Schwierigkeiten, an denen sie sich festbeißen und durchbeißen können. Wie stolz sind sie, wenn sie selbst Lösungen für Probleme finden. Jedes Stolpern fordert sie heraus.
Aber ich weiß auch: Niemand stolpert gern. Wer mag schon Schwierigkeiten? Jeder ist froh, wenn es keine Probleme gibt. Aber das Leben fragt nicht danach. Das Leben bietet viele Stolpersteine: Moralische, finanzielle, gesundheitliche und andere. Doch solange die Stolpersteine nicht allzu groß sind, fördern sie auch uns Erwachsene darin, mit unserem Leben besser zurechtzukommen.
Und sei es „nur“, in Zukunft beim Fahrradfahren den Kopf mit einem Helm zu schützen.


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