Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Skispringen, Biathlon, Riesenslalom, Viererbob - fast täglich überträgt das Fernsehen die Wettkämpfe des Wintersports. Ein ganzes Jahr hartes Training liegt hinter den Sportlern, um dann pünktlich zur Saison, schneller, höher oder weiter zu sein als die anderen. Da geht es um Hundertstel Sekunden, um fehlerfreie Leistungen, um höchste Konzentration.

Wie viele andere schaut sich Eva Skifahrer, Langläufer oder Biathleten gerne im Fernsehen an. Aber Eva interessiert sich nicht für Zeiten oder Zahlen. Ihr ist egal, wie schnell oder weit oder präzise jemand ist. Eva interessiert, ob sich jemand freut oder ärgert, ob jemand lacht oder traurig ist. Eva hat ein Down-Syndrom und wird deshalb vieles nicht können, was andere sich hart erarbeiten. Aber eins kann Eva ausgezeichnet: Eva kann besonders gut mit anderen fühlen.

„Das war super", ruft sie dann. „Das ist toll, dass du das kannst". Und Eva kann mit anderen fühlen, wenn es ihnen nicht gut geht: „Mir geht es heute gar nicht gut. Meine Schwester ist krank", sagte sie neulich.

Sich in andere hinein zu versetzen, mit ihnen zu fühlen, ist eine echte Gabe. Eine Kunst. Ist ganz schön schwer. Und wirklich zu spüren, wie es dem anderen geht, braucht auch tägliches Training und volle Konzentration.

Da trainiere ich nicht schneller, höher oder weiter zu sein als andere, da trainiere ich eher, den anderen wirklich anzusehen, ihm zuzuhören, nachzufragen. Und da trainiere ich, mich selbst zurück zu nehmen, nicht nach meinen Zeiten zu fragen, nicht auf die Uhr zu schauen, schon gar nicht auf die Minute.

Nach so einem Training kann ich vielleicht besser verstehen, was den anderen froh oder traurig macht und kann mich zutiefst mit dem anderen freuen oder mit ihm trauern. So wie Eva das kann. Nicht nur, wenn sie fernsieht, auch, wenn sie mich anschaut. Danke Eva!

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