SWR3 Gedanken

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„Dieser war auch mit dem Jesus aus Nazareth" - so steht es auf dem Grabstein von Johannes Rau, dem ehemaligen Bundespräsidenten. Gestern vor 5 Jahren starb er in Berlin.
Dieser war auch mit dem Jesus aus Nazareth. Das sagt eine Magd über Petrus. Der Jünger Petrus sitzt nach der Gefangennahme Jesu ängstlich im Hof des Hohenpriesters, um zu sehen, was passiert. „Dieser war auch mit dem Jesus aus Nazareth" sagt eine Magd und zeigt auf ihn. Petrus kriegt Panik, leugnet und flieht schließlich. Erst später, als er dem Auferstandenen Jesus begegnet, findet er zu der früheren Begeisterung zurück. Warum? Weil Jesus ihm seine ganze Feigheit vergeben hat. Weil er ihn trotzdem liebt und ganz gezielt ihm Verantwortung überträgt.
Johannes Rau hat auch als Bundespräsident keinen Hehl daraus gemacht, dass ihn diese Hoffnung trägt. „Wir rackern", sagte er einmal, „als wäre dieses Leben nicht nur der Güter höchstes, sondern auch das letzte. Wir tragen unseren Stress wie eine Ordensspange vor uns her. Vielleicht wäre es wichtiger, wenn die Mitteilung der Magd zum Hauptsatz unserer Who-is-who- Kurzbiographie würde: dieser war auch mit dem Jesus aus Nazareth"
Johannes Rau kann keine Reden mehr halten, aber der Satz auf seinem Grabstein predigt auf eindrückliche Weise. Entstanden in einer Situation von tiefer Niederlage erzählt der Satz auch von einem Leben, das mehr ist als die Summe seiner Erfolge oder Niederlagen.

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