SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

I will survive!! Zu den Beats des alten Hits tanzen vier junge Leute und ein alter Mann. Der alte Mann trägt ein weißes Shirt mit der Aufschrift ‚survivor', Überlebender.
Die Gruppe tanzt auf Eisenbahnschienen, vor altem Gemäuer, auf Gedenkplätzen und mit Stacheldrahtzäunen im Hintergrund. Eins ist allen Plätzen gemeinsam - es sind Orte, an denen vor rund 70 Jahren jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger ghettoisiert, zusammengepfercht und ermordet wurden.
Adolek Kahns Tanz in Auschwitz hat für Furore gesorgt. Darf man in Auschwitz tanzen? Ich habe mir das Video angeschaut und bin überzeugt: ja! Adolek Kahn darf, kann, soll tanzen. Der 89Jährige soll tanzen, an allen Orten, die bisher in seiner Erinnerung mit Angst, Tod und Verbrechen verbunden waren.
Gibt es ein eindrücklicheres Zeichen dafür, dass Leben und Liebe stärker sind als Tod und Hass?
Damit wird nichts beschönigt und nichts heruntergespielt - die Verbrechen der Nazis kann man nicht wegtanzen, mit dem Bewusstsein für die Manipulierbarkeit des Menschen leben wir. Aber man kann dem auch etwas entgegen setzen.
Wenn Adolek Kahn tanzt, wird eine Lebensfreude sichtbar, die einlädt -zum gemeinsamen Erinnern, zur Versöhnung und dann zum Tanzen!
Heute ist der Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers in Auschwitz. Es wäre gut, wenn wir beides könnten: die Schrecken erinnern, Verdrängtes offen legen. Und dann: das Leben feiern!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9898
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