SWR3 Gedanken

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Es gibt Menschen, die verbreiten Chaos. Wo immer sie gehen und stehen. Martin ist so jemand. Wenn er ins Büro kommt, sind binnen Sekunden alle damit beschäftigt, seinen Schlüssel zu suchen. Oder wir legen unser Kleingeld zusammen, damit er sich einen Kaffee holen kann, weil er seinen Geldbeutel nicht findet. Oder wir hören zu, wie er heute Morgen den Nachbarn aus dem Bett klingeln musste, weil sein Autobatterie leer war - er hatte das Licht angelassen. Oder wir telefonieren unsere PC-Hilfe-Liste durch, weil Martin diesen Virus auf dem Computer hat - sein Virenprogramm ist schon drei Jahre abgelaufen.
Immer wieder frage ich mich, wie Martin mit dieser Chaoswolke um sich herum eigentlich seinen Alltag hinkriegt.
Wahrscheinlich weil er Massen von Menschen mobilisiert, seine Versäumnisse auszubügeln und ihm aus der Patsche zu helfen. Vermutlich sind chaotische Leute deshalb auch die kreativsten Köpfe, ständig müssen sie sich Strategien einfallen lassen, nicht im Tohuwabohu zu versinken. Was übrigens das Wort ist, aus dem Gott laut biblischem Schöpfungsbericht die Welt entstehen ließ. Tohuwabohu. Mitten in dieses Tohuwabohu, also ein undefinierbares Chaos spricht Gott und es entsteht eine geordnete Welt.
Insofern leisten chaotische Menschen vielleicht tatsächlich wertvolle schöpferische Arbeit: weil für sie immer wieder auf's Neue ordnende Wege entstehen müssen. Am 6. Tag hat Gott als Krönung seines Werks den Menschen aus dem Chaos ins Leben gerufen. Gut, dass auch Menschen wie Martin dabei sind. Jeden Tag vermittelt er uns, dass Gott uns viel zutraut: das Chaos bändigen, kreativ werden, nicht zuletzt für andere und mit anderen.

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