SWR3 Gedanken

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„Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott." - ein Spruch, den ich noch nie mochte.
Als ob es meinen Aktionismus , meinen sichtbaren Einsatz bräuchte, damit Gott in Notlagen auf mich aufmerksam würde. Als ob wir uns letztlich sowieso nur auf uns selbst verlassen könnten.
Die Erfahrung glaubender Menschen ist gerade die umgekehrte: In der tiefsten Einsamkeit, in der größten Notlage, wenn sie nicht mehr weiter wissen, steigt manchmal ein Gebet herauf. Und immer wieder machen Menschen dann die Erfahrung: mein Gebet geht ja gar nicht ins Leere. Jemand sieht mich, hört mich, ich habe ein Gegenüber. Ich bin nicht ganz alleine."
Aus diesem Erlebnis heraus, gewinnen Menschen die Kraft wieder Schritte aus der Tiefe zu wagen, vielleicht auch sich anderen mitzuteilen. Aus der Erfahrung am eigenen seelischen Nullpunkt auf ein Gegenüber in der Tiefe zu treffen, nehmen sie wieder wahr, dass es noch andere Menschen gibt, die es gut mit ihnen meinen. Manche rappeln sich dann auf, arbeiten sich selber oder mit Hilfe anderer aus dem Loch heraus. Andere haben trotz der positiven Gebetserfahrung dazu die Kraft nicht mehr. Aber: sie wissen sich dennoch geborgen und trauen Gott zu, dass ihr Leben auch in seiner Brüchigkeit geborgen ist.
Beides ist Hilfe, die sich niemand selbst geben kann.
Wer nur auf sich selbst vertraut, dem kann Gott auch nicht mehr helfen. Oder, wie es einer meiner Lehrer in der Schulzeit formulierte: „Wer sich nur auf sich selbst verlässt, ist schnell verlassen."

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