Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Dioxin-Skandal mitten in Deutschland. Über sogenannte Industriefette ist es ins Tierfutter gekommen und an Hühner verfüttert worden. Ist das Gift erst einmal im Körper drin, dann wird man es nur schwer wieder los. Und in den Eiern hat man es auch schon fest gestellt. Auch hier in Mainz sind in Geschäften Regale mit Eiern leer geräumt worden. So etwas gab es zuletzt in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts in Italien, in Seveso. Mich hat der Skandal zuerst einmal sprachlos gemacht. Wie ist so etwas heute noch möglich?
Ich finde jedoch, es gibt einen noch schlimmeren Skandal. Wir debattieren über den Schutz der Verbraucher, strengere Kontrollen und Entschädigungen. Aber wo ist die Rede von unserem Umgang mit den Tieren? Ist das nicht das eigentliche Problem? Damit Fleisch in der Pfanne brutzelt, werden Schweine, Rinder, Hühner, Puten mit Turbogeschwindigkeit gemästet und geschlachtet. Sie werden „produziert" und „fabriziert" wie eine Ware. Mit Bauernhof-Idylle hat das nichts mehr zu tun. Was bekommen diese Millionen von Tieren zu fressen, damit der Preis stimmt? Wie lange dürfen sie leben, bevor sie weiter „verarbeitet" werden? Was kann ich eigentlich erwarten, wenn diese Woche ein Pfund Schweinehack nur 1 Euro 39 kostet und ein Ei fünfzehn Cent?
Wir reden über Dioxin, über fehlende Betriebsgenehmigungen und Haftungsfragen. Aber ist unser Verhältnis zu den Tieren und zur Schöpfung insgesamt nicht das eigentliche Thema? Haben wir uns nicht auch dafür zu verantworten? Weil Tiere mehr sind als Fleisch und eine Henne mehr als eine Produzentin fürs Ei? Lebewesen eben. Schon Paulus ist davon überzeugt, dass die ganze Schöpfung seufzt und Angst hat, weil es in dieser Welt ungerecht zugeht. Wie laut muss das Seufzen und wie groß die Angst noch werden, bis wir nicht mehr weghören?
Es geht um unsere Ernährungsgewohnheiten. Wir entscheiden, was wir kaufen, kochen, essen. Die Köchin Sarah Wiener wirbt deshalb immer wieder für „Respekt vor Lebensmitteln". Da geht es um die Scheu davor, das Pausenbrot einfach wegzuwerfen, und um die Einsicht, dass ich nicht jeden Tag Fleisch brauche und das auch nicht fast umsonst zu haben ist. Das hat was - Respekt!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9849
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