Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Die Fischer von See Genezareth müssen umschulen. Denn die Behörden haben jetzt das Fischen im See verboten. Für mindestens zwei Jahre. Die Fischbestände sollen sich in der Zeit erholen. Zu lange wurde zu rücksichtslos gefischt. Weshalb mittlerweile die Netze leer bleiben.
Rat in dieser Situation könnten sich die Fischer heute von ihrem Vorgänger Petrus holen. Auch der hatte keinen Erfolg beim Fischen und entschloss sich ziemlich kurzfristig zu einer Umschulung. Die Bibel erzählt, dass Petrus und seine Kollegen die ganze Nacht auf dem See zugebracht haben. Immer wieder haben sie ihre Netze ausgeworfen. Am Morgen kommen sie erschöpft und müde ans Ufer zurück. Nichts, keinen einzigen Fisch haben sie gefangen. Die ganze Plackerei - umsonst. Da kommt Jesus am Ufer entlang gelaufen und fordert ihn auf: fahr noch mal raus, probier es noch mal. Ich zeig dir die Stelle, wo du fischen musst. Petrus probiert es und wenig später hat er so viele Fische gefangen, dass die Netze reißen und sein Boot überladen ist.
So einen Fang hat Petrus in seinem ganzen Leben noch nicht an Land gezogen. Er kriegt einen riesigen Schrecken. Da stimmt etwas nicht. Dieser Fang, dieser Erfolg. Das ist ihm nicht geheuer. Er sagt zu Jesus: Geh besser weg von mir, ich bin ein sündiger Mensch. Damit meint er: ich habe so viele Schwächen, ich bin zusammen geflickt wie meine Netze und immer wieder repariert wie mein Boot. Nichts von dem, was ich tue, ist vollkommen. Du und ich, wir sind viel zu unterschiedlich. Ich bin nichts für dich. Doch da ist Jesus anderer Meinung. Für ihn ist Petrus ein richtig dicker Fisch. Genau diesen Petrus und keinen anderen will er haben, den erfolglosen, erschrockenen Petrus. Genau mit dem will er durch die Gegend ziehen und Menschen von Gott erzählen.
Petrus überlegt. So ein Angebot kommt nicht alle Tage. Allzu lang hat er im Trüben gefischt, mehr schlecht als recht gelebt. Und so beschließt er, spontan umzuschulen und mit Jesus zu gehen. Was ihn letztlich dazu bewogen hat, seine bisherige Existenz aufzugeben?
Für mich liegt der Grund vor allem darin, wie Jesus Petrus begegnet. Jesus erkennt Petrus, wie er wirklich ist, er sieht einen Menschen, der um seine Fehler weiß. Und genau so ist er gewollt: Dich will ich in meinem Team, sagt Jesus. Und Petrus geht mit. In diesem Netz, das ihn nimmt wie er ist, in diesem Netz zappelt er gern.

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