SWR2 Wort zum Tag

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„Religion ist Privatsache" sagen viele. Auch wenn diese Parole meines Erachtens viel zu kurz greift, es ist etwas sehr Richtiges an ihr. Religion ist zuerst etwas sehr Persönliches. Religiös zu sein, in meinem Fall genauer, zu glauben und Christ zu sein, heißt mit mir selbst umzugehen. Mensch zu sein und zu werden. Der Glaube prägt und fordert zuerst einmal einen selbst.
Daran erinnert kurz und prägnant die Jahreslosung, die die evangelische Kirche über dieses Jahr 2011 gestellt  hat.
Es ist ein Satz des Apostels Paulus:
„Lass Dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde Böses mit Gutem."

Zwei Hinweise finde ich darin, wie es auch in diesem Jahr gelingen kann, Mensch zu sein und zu werden:
Der Erste: „Lass Dich nicht vom Bösen überwinden"
Böses, das ist ja oft nichts Dramatisches. Eher die normalen Widrigkeiten, die einem zusetzen. Die Spuren hinterlassen in der Seele. Dort nagt das Böse an der Lebensfreude. Mancher lässt es raus, dann zieht es Kreise. Sie kennen das vielleicht: Wenn man ärgerlich oder wütig ist und es kommt einem jemand in die Quere. Da wird man leicht sehr verletzend und tut dem anderen weh. „Lass Dich nicht vom Bösen überwinden." Das Erste also woran mich diese Losung erinnert. Achte auf Dich und auf Deine Seele. Achte darauf, wenn böse Erfahrungen dich verbittern, vergiften oder wütend machen wollen.
Was kann ich dagegen tun? ZB. Keine Gelegenheit auslassen, zu lachen. Lachen entgiftet. Oder sich regelmäßig Gutes tun. Es gibt viel Schönes und Gutes wahrzunehmen, mit dem Gott einen widerstandsfähig machen kann gegen das Gift des Bösen.
Und das zweite, was einem Mensch werden hilft: „Überwinde Böses mit Gutem." Nur ein Beispiel für 2011. Ich habe gelesen. Immer mehr Deutsche denken: „Ach das mit der Klimaerwärmung, das ist doch alles nicht so schlimm. Und wenn es die Politiker nicht hinkriegen bei ihren Klimagipfeln, was soll da ich mich ins Zeug legen?"
Ich habe den Eindruck: Das ist die banale Stimme des Bösen. Damit kann ich rechtfertigen, dass ich selbst bequem werde in Sachen Klimaschutz. Wider besseres Wissen. Das Böse, manchmal sind das banale Dinge wie die faulen Ausreden, mit denen man sich darum herum drückt, das zu tun, was gut ist.
Der liebe Gott traut mir und Ihnen zu, dass wir anders können. Dass ich meine Bequemlichkeit überwinde. Das ist etwas sehr Persönliches und es wirkt sich zugleich für andere aus. Insofern ist Religion dann doch viel mehr als Privatsache.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9829
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