SWR3 Gedanken

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Man gewöhnt sich so verdammt leicht daran, an die Naturkatastrophen in der sogenannten „Dritten Welt". Als ob die Menschen dort nicht schon genug am Hals hätten. Und dann immer wieder diese Nachrichten über Tornados in Bangladesh oder Erbeben in Haiti. Auch die Zahlen gleichen sich: Tote zu Tausenden gezählt. Zehntausende durch Tornados in Hunderttausende durch Erdbeben. Aber diese Schlagzeilen sind falsch, grundfalsch. Denn nicht die Naturkatastrophen töten die Menschen, sondern die Armut. Wenn wie in Haiti, die arme Landbevölkerung in die Stadt zieht und dort in windschiefen Baracken oder billig gebauten Betonkästen wohnt dann fliegen diesen armen Menschen bei einem Erdbeben die Wände um die Ohren und der Billigbeton kracht über ihnen zusammen wie ein Kartenhaus. Das muss nicht so sein, das ist kein Naturgesetz. Es gibt erdbebensichere Häuser, aber das ist eine Frage des Geldes. Wie zum Beispiel die Flutschutzbauten in Bangladesh. Die Tornados mit den unvorstellbaren Windgeschwindigkeiten bis zu 200 Km/h und bis zu 10 Meter hohen Flutwellen kommen nie aus heiterem Himmel, sondern werden durch Wetterprognosen vorher bekannt gemacht. Dann können  die Bewohner rechtzeitig in Schutzbauten gehen. Ich war selbst schon in solch einem Bau. Es sind Häuser aus Stahlbeton, vier Meter tief im Boden verankert. Sie haben bisher alle Tornados überstanden. Und was geht uns das an? Diese Flutschutzbunker wurden vom Geld deutscher Spender gebaut. Ein solcher Bau kostete 75.000 Euro. Im normalen Leben ist er Dorfzentrum und Schule. Wenn, wie regelmäßig in Bangladesh der Fall, ein Tornado anrückt, dann dient dieser Bau als Notunterkunft und zwar für ein ganzes Dorf mit bis zu 500 Menschen. Leben und Überleben mit Naturkatastrophen. Eine Frage des Geldes. So einfach ist das.

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