SWR3 Gedanken

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Auf dem Meer ist alles anders. Die Stunden vergehen langsamer. Diskussionen ergeben sich wie von selbst. Lange Diskussionen. Tiefgehende. Mehr als 20 Jahre macht Jean-Marie Petitclerc das jetzt schon. Er ist Mönch, Priester und Leiter eines Heimes für schwererziehbare, verhaltensauffällige und straffällig gewordenen Jugendliche. Jeden Sommer bricht er auf mit acht Jugendlichen und einem Betreuer. Nicht ohne Stolz sagt er: „Ich kenne noch jeden Jugendlichen mit dem ich in den letzten 20 Jahren gesegelt bin mit Namen."
Man lernt sich kennen dort auf dem Meer.
Aber vor allem lernt man beten.
Petitclerc erzählt: „Wenn man dort alleine auf dem Wasser ist, weit und breit niemand, dann weitet sich Deine Aufmerksamkeit, Du siehst auf einmal Dinge, die Dir vorher ganz unwesentlich vorkamen. Die Schönheit von Dingen : der Aufgang der Sonne, die Delphine, die das Boot begleiten, die Vögel, die die Brotreste auf dem Deck erhaschen wollen...
Der Segelmast erinnert an ein Kreuz. Für mich, meint Petitclerc, zeigt der Mast die drei möglichen Wege, Gott kennenzulernen: Da ist erstens das Vertikale, das Senkrechte. Für mich ein Symbol für das, was einem von oben in den Schoß fällt, was einen staunen lässt, wie man staunt über die Erhabenheit des Meeres;
da ist zweitens das Horizontale, die Solidarität, die Freundschaft, die eine Segelmannschaft mit sich bringt; und drittens ergibt sich da dieses Kreuz oben am Mast, das darauf hinweist: was wir suchen und erwarten, all das können wir in uns finden"

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