SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

„Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein!" (Ps 7) - vielleicht wissen Sie ja, dass diese Mahnung in der Bibel steht. Auch das berühmte „Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein!" (Joh 8,7) - ist noch relativ einfach zu verorten. Das hat Jesus gesagt, um eine Sünderin vorm Steinigen zu retten. Wer weiß schon, dass die Redensart „da geht jemandem ein Licht auf" (Mt 4, 15ff) auch aus der Bibel stammt?
„Das ist eine zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit" Aber wissen Sie, was da zum Himmel schreit? Es ist der erste Brudermord (1. Mose 4, 1-16): Kain tötet seinen Bruder Abel und es entspannt sich folgender Dialog zwischen Gott und Kain: Gott fragt Kain: „Wo ist dein Bruder Abel?" Kain antwortet ihm: „Woher soll ich das wissen? Bin ich meines Bruders Hüter?" Und Gott spricht: "Was hast du getan? Das Blut deines Bruders schreit zu mir von der Erde."
Das ist natürlich „ein Dorn im Auge" Gottes - ein Spruch, der im übrigen auch von Gott stammt: „ein Dorn im Auge sein" (4. Mose 33, 55).
Oder auch der Anspruch „ohne Ansehen der Person" (5. Buch Mose 1, 17-18; Epheserbrief 6, 9; 1. Petrusbrief 1, 17) - ohne den unser demokratisches Rechtssystem nicht ganz so demokratisch wäre. Denn das beruht auf eben jenem Rechtsgrundsatz, dass ein Urteil immer ohne Ansehen der Person gefällt werden muss - egal, ob der Angeklagte berühmt, reich oder aber arm und alt und hässlich ist.
Tja, die Bibel ist eben nicht „von gestern", sozusagen ‚up to date'. Ein Spruch, der im übrigen in der Bibel genau die entgegen gesetzte Bedeutung hat (Hiob 8, 8+9): Will man das Leben wirklich begreifen, so muss man genau die fragen, die „von gestern" sind, man muss die Erfahrung der Generationen vor uns mit einbeziehen. Fragen wir also ruhig mal jemanden, der von gestern ist, nach seinen Lebenserfahrungen! Das könnte durchaus nützlich für uns sein!

aus: Jörg Buchna „Schwarzen Schafen geht ein Licht auf" Norden, Selbstverlag 2004.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9759
weiterlesen...