SWR3 Gedanken

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Auf dem Meer ist alles anders. Die acht Jugendlichen mit ihren zwei Betreuern haben alle Hände voll zu tun. Jedes Jahr bietet das Zentrum für schwererziehbare und verhaltensauffällige Jugendliche in der Nähe von Paris eine Freizeit auf ihrem Segelschiff an.
Der Kapitän ist Mönch und Priester, aber vor allen Dingen ein Mann mit Herz und Seele. Er leitet eben jenes Heim für Jugendliche, die Schwierigkeiten mit sich, mit der Polizei und dem Gesetz, einfach mit allen und allem haben. Und die deshalb von Richtern dorthin geschickt werden. Dieses Heim ist ihre letzte Chance.
Sind sie einmal auf dem Segelschiff, dann erleben sie eine ganz andere Welt.
Das Großmaul wird auf einmal kleinlaut und seekrank; der kleine, den andere immer hänseln, zeigt sich unentbehrlich, nützlich.
Das Leben auf einem Segler verlangt eine strenge Disziplin, die Autorität der beiden Erwachsenen ergibt sich automatisch: sie haben einfach mehr Erfahrung und wissen, was man machen muss, wenn die See rau wird, wenn man das Schiff durch hohe Wellen manövrieren muss. Und erstaunlicherweise beugen sich diese Jugendlichen, die sonst gegen jede Art von Autorität aufmucken, dieser quasi natürlichen Autorität der Betreuer.
Aber das Beste ist die Selbstbestätigung, die die Jugendlichen durch ihre Arbeit auf dem Schiff erfahren: Unvergesslich ist der 13jährige, der nach der Freizeit seinen Vater im Hafen wieder trifft und ihm stolz berichten kann: „Siehst Du dieses Schiff, das kann ich fahren."

aus: Jean-Marie Petitclerc „Pourquoi je suis devenu prêtre" Bayard Editions 2009.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9757
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