SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Endlich sind die Feiertage vorbei. Die Besuche sind erledigt. Und nach dem Stress der letzten Wochen kommen jetzt wieder etwas ruhigere Tage. Alle Jahre wieder der gleiche Trubel mit seinen vielen schönen und auch den weniger besinnlichen Augenblicken und Begegnungen. Und das alles wegen eines Kindes in irgendeinem windschiefen Stall im Nahen Osten vor zweitausend Jahren?
Mich erstaunt das immer wieder.
Wenn die Feiertage mit ihrem eigenen Zauber vorbei sind, dann fängt Weihnachten für mich erst richtig an. Wenn wieder Ruhe einkehrt und ich Zeit zum Nachdenken habe. Über dieses Kind in der Krippe. Und das will uns ja sagen: Gott fängt bei uns ganz klein an, wenn er sich zeigt. Und wenn jemand anfängt, an diesen Gott zu glauben, dann ist das auch oft unscheinbar und wenig spektakulär. Wenn zum Beispiel zwei Menschen den Mut haben, nach langem Schweigen endlich wieder miteinander zu reden und den anderen vielleicht zum ersten Mal wirklich verstehen. Meinen Glauben spüre ich, wenn ich nicht nur darüber nachdenke, was ich alles Gutes tun könnte, sondern wenn ich eine Sache wirklich angehe und ohne großes Aufsehen in die Tat umsetze. Ohne auf den Applaus der anderen zu warten.
Mit dem Glauben ist es wie mit dem Kind in der Krippe. Das ist ja auch nicht das ewige Christkind geblieben Es ist über die Jahre ein erwachsener Mensch geworden, der unbeirrt seinen Weg geht. Der immer mehr seine Bestimmung entdeckt und sie in die Tat umsetzt: da zu sein für die, die keine Stimme haben und am Rand der Gesellschaft leben. Und der die Mächtigen an ihre Verantwortung für mehr Gerechtigkeit und Frieden erinnert.
So wächst auch der Glaube und wird erwachsen und mutig.
Weihnachten kann ein Anfang sein. Ein Anfang, den manche von uns brauchen. Um ruhig zu werden und um mitten im Leben in den Glauben hineinwachsen zu können. Alle Jahre wieder.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9704
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