SWR3 Gedanken

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Michaela ist 9 Jahre alt und freut sich auf den Weihnachtsbesuch bei ihrer Oma. Und dieses Jahr hat sie sich ein besonderes Geschenk ausgedacht: einen kleinen Engel, aus Holz geschnitzt. Darüber wird sie sich bestimmt freuen.
Als ihre Oma den Engel auspackt, ist sie für einen Augenblick ein wenig enttäuscht: noch einen Engel. Sie hat doch schon ein paar davon im Regal stehen. Michaela lächelt ihre Oma an: Oma, sagt sie, ich weiß, dass du schon genug von diesen Figuren hast. Aber von Engeln kann man keinen einzigen zuviel haben, denn an jedem Tag soll doch mindestens einer auf dich aufpassen.
Engel - in der Bibel sind das immer Menschen. Und immer geben sie anderen Menschen zu verstehen: Gott ist ganz in der Nähe. In den wenigsten Fällen haben sie Flügel. Und sie sind auch alles andere als kitschig. Sie öffnen den Menschen ein Stück vom Himmel. Und das nicht nur zur Weihnachtszeit. Engel lassen die Menschen staunen, zum Beispiel über ein Kind, wenn es lächelt. Engel machen Mut, auch in ausweglosen Situationen nicht aufzugeben. Engel stehen dafür ein, dass Gott die Welt nicht verloren gibt. Und deshalb hat Michaela ihrer Oma einen Engel geschenkt. Damit der sie an all das erinnert.
Noch schöner ist es, wenn wir selber für andere ein Engel werden. Keiner, der nur einfach so rumsteht wie so ein Deko-Engel auf dem Regal. Ich meine einen Engel, der wirklich lebt. Wir brauchen dafür keine Flügel, aber ein Lächeln und die Bereitschaft, für andere einfach da zu sein, ihnen zuzuhören und ihnen zu helfen, wo sie es selber nicht mehr können. Wenn einer zum anderen sagt: Hab keine Angst, du bist nicht allein! -  daran kann ich einen Engel erkennen.
Ich wünsche Ihnen ein offenes Herz für die, die heute einen Engel brauchen. Und staunende Augen, wenn Ihnen nicht nur zu Weihnachten selber ein Engel begegnet.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9703
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