SWR3 Gedanken

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Jetzt gibt es Mobiltelefone für Tote. Der Osnabrücker Erfinder Jürgen Bröther hat die Geschäftsidee ausgebrütet, als seine eigene Mutter gestorben ist. „Ich hatte ein gutes Verhältnis zu ihr", sagt er. „Und ich hätte ihr gerne noch so viel erzählt." Daraufhin hat Jürgen Bröther ein spezielles Handy entwickelt, das man den Verstorbenen ins Grab legen kann. Ein Jahr soll das Handy noch Anrufe entgegen nehmen können. Der Erfinder hatte mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen: die Akkulaufzeit zum Beispiel oder auch der Handyempfang und die Anrufannahme unter der Erde. Aber er hat für alles eine Lösung gefunden. Jetzt verkauft er das Teil für satte 1.500 Euro. So skurril die Idee sich erst einmal anhört, der Trauerpsychologe Arnold Langenmayr hält sie unter Umständen sogar für hilfreich. Er sagt: „Trauernde leiden oft an unausgesprochenen Gedanken. Die Gefühle können blockieren. So ein fiktiver Dialog kann da schon wohltuend sein. Allerdings sollte eine Aufarbeitung nie im Alleingang stattfinden." Ich finde es erstaunlich, dass es immer mehr Angebote gibt, die bei der Trauerarbeit helfen wollen: Trauerkerzen anzünden im Internet zum Beispiel. Oder den Sarg eines Verstorbenen selbst kreativ verzieren. Schon seit langer Zeit sind Menschen auf der Suche nach einem Heilmittel gegen Traurigkeit. Das Handy für Verstorbene gehört sicherlich auch dazu. Interessant finde ich einen Vorschlag von Thomas von Aquin aus dem 13. Jahrhundert. Er beschreibt „fünf Heilmittel gegen Traurigkeit":

1. versuchen, sich an Kleinigkeiten zu erfreuen,

2. weinen,

3. das Mitleid von Freunden annehmen

4. der Wahrheit ins Gesicht sehen,

5. schlafen und baden.

Teilweise hört sich das ganz banal an. Und sicherlich bringt es niemanden zurück ins Leben. Aber ich finde, in der Summe kann das vielleicht helfen, kleine Schritte nach vorn zu machen. Besser wahrscheinlich als ein Handy für Verstorbene.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9687
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