SWR3 Gedanken

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Heute ist Welt-Braille-Tag, d.h. der Gedenktag der Blindenschrift - diese kleinen Hubbel im Papier. Sie heißt auch „Braille-Schrift", weil sie der Franzose Louis Braille erfunden hat. Er hat gewusst, dass Blinde zwar kaum oder gar nicht sehen können, dafür aber umso besser tasten. Jetzt gibt es einen neuen Beruf für blinde Frauen, der genau bei dieser Fähigkeit ansetzt: Die so genannte „Medizinische Tastuntersucherin". Sie tastet bei Frauen die Brust ab, um Brustkrebs schon im Frühstadium zu erkennen. Der Duisburger Frauenarzt Frank Hoffmann hatte die Idee zu diesem Beruf. Er sagt: „Vor allem bei jüngeren Frauen ist eine regelmäßige Röntgenuntersuchung nicht vorgesehen. Da ist das Tasten eine gute Alternative." Frank Hoffmann ist begeistert vom guten Tastsinn der blinden Frauen. Eine der ersten Tastuntersucherinnen ist Mirell Grässer. Zum Ausbildungsgang gehören nicht nur Tastübungen, sondern auch Kenntnisse in Anatomie und Zellbiologie. Mirell hat bisher als Telefonistin gearbeitet. Sie war aber oft einen Schritt langsamer als ihre sehenden Kolleginnen. In ihrem neuen Beruf hat sie den anderen was voraus. Sie hat Knötchen aufgespürt, die nur zwei Millimeter groß waren. Und das fast zwei Zentimeter unter der Hautoberfläche. „So etwas kann ein normaler Arzt nicht", sagt Mirell stolz. Der Frauenarzt Frank Hoffmann kann das nur bestätigen: „Ja, in Sachen Tasten, da haben uns die Blinden einiges voraus." Das denke ich auch immer bei der Blindenschrift. Ich kann nur staunen wie schnell Blinde diese Schrift lesen können. Wenn ich sehe, wie da ihre Finger förmlich über´s Papier fliegen, dann frage ich mich schon, wer da wem etwas voraus hat.

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