SWR2 Wort zum Tag

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An Weihnachten feiern Christen die Botschaft von der Menschwerdung Gottes in Jesus von Nazareth. Voraus geht diesem Fest der Advent als eine Zeit der Vorbereitung. Diese Zeit ist, finde ich, notwendig, wenn man sich auf das einlassen will, was - so sagt man - ein „Geheimnis des Glaubens" ist: Gott, der alles Verstehen und Begreifen übersteigt, gibt sich zu erkennen im Leben eines Menschen. Gott teilt sich mit in einer Weise, die bis heute zum Staunen nötigt, die uns irritiert und ebenso fasziniert. 
Wenn wir vom Geheimnis, das Gott ist, sprechen, dann meinen wir beides: Gott bleibt dem Verstehen und Begreifen immer und grundsätzlich entzogen. Wir können Gott in seinem Wesen nicht erfassen, jedenfalls nicht so, wie wir unser alltägliches Leben zu verstehen meinen. Die Aussage „Geheimnis des Glaubens" meint aber auch: Gott kommt den Suchenden und Fragenden entgegen, er teilt sich selbst mit, er „spricht" zu Menschen, die bezeugen, dass er zu ihnen gesprochen, dass er ihr Leben verändert hat. Das Volk Israel spricht in der Bibel vom Geheimnis, das Gott ist, und erzählt dazu die Geschichte von Mose am Dornbusch und vom Auszug eines unterdrückten Volkes in die Freiheit. Was Gott am Sinai von sich zu erkennen gab, das genügte, damit Israel fortan seinen Weg gehen konnte, in allem Auf und Ab der Geschichte, im Vertrauen, dass Gott ihm nahe ist, immer und unter allen Umständen. Israel bekennt - in den Worten der Psalmen: Wir waren am Ende, wie tot; Gott aber hat uns zu neuem Leben erweckt. Das wird auch in Zukunft geschehen. Er wird uns seinen Retter senden, den Messias. Wenn die frühen Christen vom Geheimnis, das Gott ist, sprechen, dann erzählen sie die Geschichte Jesu, angefangen von seiner Geburt. Sie erzählen sein Leben und Sterben, seine Auferweckung und Erhöhung durch Gott. Auch das wurde zum Grund weiterhin ins Leben zu vertrauen. In immer neuen Beispielen erzählen die Christen von Menschen, die Jesus heilte, und die den Mut zum Leben, das Vertrauen in die eigenen Kräfte wiedergefunden haben, die wieder sehen, hören, auf eigenen Füssen stehen können. All das haben die frühen Christen selbst erfahren. Deshalb verkünden sie unbeirrt das Evangelium von Jesus - wie in den Worten des Epheserbriefes: „Gott hat uns zur Kenntnis gebracht, wer er ist, durch seinen Sohn".

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