Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Es gibt zu viel zu Essen auf der Welt. Was in Europa und den USA an Lebensmitteln weggeworfen wird, reicht um den Hunger in der Welt drei Mal zu stillen. Dabei entsteht dieser Überfluss nicht versehentlich. In Deutschland werden jeden Tag bewusst 20 % mehr Backwaren hergestellt, als voraussichtlich verkauft werden können. So soll sichergestellt werden, dass auch gegen Abend die Kunden noch auf wohlgefüllte Regale stoßen und ein Gefühl von Auswahl und Fülle haben. Die überschüssigen Lebensmittel werden weitgehend in Kraftwerken verheizt. In anderen Regionen dieser Erde bedroht der Hunger dagegen immer noch tagtäglich Millionen Menschen. Wie passt das zusammen - hier wird zu viel produziert, dort reicht das Essen nicht aus? Sollten wir nicht die Überschüsse aus Europa in die Hungergebiete verfrachten? Dieser Vorschlag weist eindeutig in die falsche Richtung. Das zeigt ein Beispiel aus Afrika: Hier wird in vielen Ländern Maniok angebaut, eine vielseitige Speisepflanze. Aber die Ernten finden sich häufig nicht auf den Tischen afrikanischer Familien wieder, sondern sie werden in den Industriestaaten an Schlachtvieh verfüttert. Mit dem Export erzielen die Unternehmen höhere Gewinne als mit der Produktion für den einheimischen Bedarf. Die Felder sind zwar in Afrika, aber sie versorgen die Menschen in Europa. Gleichzeitig wird so die Ernährung der Menschen in Afrika gefährdet. Und da sollen jetzt mit afrikanischem Maniok in Europa gemästete Schweinehälften als Ausgleich wieder nach Afrika? Das kann nicht die Lösung sein. Sondern die Afrikaner müssen die Möglichkeit erhalten, ihren Lebensmittelbedarf selbst zu decken. Mit ihrer eigenen Arbeit, auf ihren eigenen Feldern. Das ist sinnvoller und technisch einfacher. Vor allem aber ist es gerechter. Denn nicht erst der Überschuss in den Industrienationen ist das Problem. Sondern der Mangel anderswo auf der Welt ist der Skandal. Es geht nicht darum, etwas vom europäischen Überfluss nach Afrika zu bringen. Sondern es geht darum, dass die Afrikaner sich aus ihren eigenen Quellen selbst versorgen können. Das ist wichtiger als Schweinefutter für Europa.

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