SWR3 Gedanken

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Im Flur meines Elternhauses hängt ein kleiner Holzschnitt. Darunter vier Worte: Gott segne dieses Haus. Bilder wie dieses finden sich wahrscheinlich in vielen Wohnungen. Wenn jemand versehentlich daran stößt, dann hängt im wahrsten Sinne des Sprichwortes der Haussegen schief. Doch worauf hofft eigentlich, wer sich solches an die Wand hängt? Worauf hofft, wer den Pfarrer um einen Segen für das neue Haus oder die neue Wohnung bittet? Ein Segen ist ja kein magisches Zaubersprüchlein, auch wenn man früher vielleicht hoffte, finstere Mächte damit abzuwehren. Mir ist ein Lebensmotto des Ignatius von Loyola, dem Gründer des Jesuitenordens, wichtig geworden. Es lautet: „Gott lässt sich in allen Dingen finden." Die ganze Welt ist schließlich seine Schöpfung. Darum kann uns eigentlich alles, was uns umgibt, auf Gott hinweisen. Ein Segen ist deshalb vor allem die Bitte, dass uns etwas zum Hinweis werde. Ein Gegenstand, ein Haus, ein Mensch. Zum Hinweiszeichen für die Anwesenheit Gottes. Jedes Haus kann so im Prinzip für die, die es nutzen, zum „Gotteshaus" werden. Freilich nicht von allein, durch irgendeinen ominösen Zauber. Es braucht dazu Menschen, die dieses Haus beleben, die es offen und einladend machen. Zu einem Ort, an den man gerne kommt. Der vielleicht Heimat und stiller Rückzugsort für den einen ist, während der andere ihn mit Lebensfreude oder neuen Aufbrüchen verbindet. Ein Ort jedenfalls, der etwas Gutes ausstrahlt. Etwas segnen: Nicht umsonst heißt der lateinische Begriff dafür so viel wie: Gut von etwas sprechen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9648
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