SWR4 Abendgedanken BW

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Überall stehen sie nun wieder an den Weihnachtskrippen: Das Jesuskind, Maria und Josef, die Hirten und die Könige. Sie stehen in den Kirchen, in den Schaufenstern und daheim unter dem Weihnachtsbaum.

Sie sind uns vertraut wie die alte Geschichte, die an Weihnachten erzählt wird.
Aber wie wäre das, wenn wir sie mal fragen würden, wie das war, damals?
Maria zum Beispiel.

Einen blauen Umhang trägt sie, darunter ein rotes Kleid. So gehört es sich. Blau für den Himmel, Rot für die Königin, denn so wird sie ja genannt: Himmelskönigin. Verehrt wird sie, angebetet, als Schutzpatronin angerufen.

Was haben sie nur aus dir gemacht, Maria?, würde ich sie gern fragen. Wie du so an der Krippe kniest, bist du doch erst mal nur ein junges Mädchen, 14, 15 vielleicht, in diesem Alter hat man euch verheiratet, vor 2000 Jahren im Orient...., doch das bist du ja gerade noch nicht, Maria, verheiratet, aber ein Kind hast du bekommen, das schon, und dein Freund war sich von Anfang an sicher, dass er jedenfalls nicht der Vater ist.

Ihr habt eine weite Reise hinter euch, das Kind hast du in eine Krippe gelegt, heißt es, weil es sonst keinen Platz gab für Leute wie euch. Also in einem Stall, oder einer Felsenhöhle, bei Ochs und Esel.

Hast du Angst gehabt, war die Geburt schwer, wer hat dir geholfen? Das würde ich dich gerne fragen, Maria, denn davon steht nichts in der Bibel.

Aber dass du dir alles gemerkt hast, heißt es, alles, was dann geschehen ist, das mit den Engeln und den Hirten, dass du das alles in deinem Herzen bewahrt hast. Das steht in der Geschichte, die noch heute auf der ganzen Welt bekannt ist. Das kann ich mir vorstellen, so etwas vergisst man nicht. Und du wirst das dann auch gebraucht haben, später, als es schwierig geworden ist mit diesem Sohn. Er ist seinen eigenen Weg gegangen. Bis ans Kreuz. Das hätte sich in dieser Nacht niemand vorstellen können.

Hast du verstanden, was da geschieht? Das würde ich dich gerne fragen, Maria. Aber vielleicht muss man ja gar nicht alles verstehen. Du hast es offenbar so hingenommen. Ach, hingenommen klingt zu schwach. Und schwach, das warst du nicht. Du hast es nicht hingenommen, du hast geschehen lassen. Mir geschehe, wie du gesagt hast - das war deine Haltung. Als der Engel das Kind angekündigt hat, und vielleicht auch später, als alles so schwierig wurde.

Du hast Gottes Willen geschehen lassen. Und deshalb konntest du so mutig sein und so stark. Und Gott? Der hat so jemanden gebraucht wie dich, Maria. Gott hat einen Menschen gebraucht für seinen Plan, eine Frau, die darauf vertraut, dass das geschieht, was er gesagt hat. Rot und blau, königliche Farben, sie passen zu dir.

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