Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Herr der Töpfe und Pfannen, ich habe keine Zeit, eine Heilige zu sein."* So beginnt ein Gebet. Es stammt von Teresa von Avila, einer großen Heiligen. Sie meint damit: Ich habe keine Zeit zu beten und zu meditieren, ich muss die Mahlzeiten zubereiten und in der Küche die Töpfe und Pfannen schrubben. Der Alltag fordert mich so - da kann ich gar nicht heilig werden.
Viele können dies bestimmt ganz gut nachvollziehen, gerade jetzt in der Adventszeit. Es ist geradezu ein Spagat, was in dieser Zeit da von einem verlangt wird. Auf der einen Seite steht die Forderung - und vielleicht auch der eigene Wunsch - nach einem besinnlichen Advent. Mit viel Zeit für sich selbst, die Familie und vielleicht auch für Gebet und Besinnung. Und auf der anderen Seite gibt es die vielen Termine und Verpflichtungen: Weihnachtsessen im Büro, die Märchenaufführung der Enkel im Kindergarten, die Adventsfeier im Verein, der Seniornachmittag. Und vieles muss natürlich vorbereitet werden: Geschenke kaufen, Karten schreiben, Plätzchen backen, das Weihnachtsessen überlegen . In der Adventszeit, der Zeit der Ruhe Besinnung, herrscht im Vergleich zu anderen Zeiten im Jahr eher mehr als weniger Geschäftigkeit. Was tun? Sich Stress machen, damit man sich besinnen kann? Das kann es ja wohl nicht sein. Das hieße ja den Teufel mit dem Belzebub austreiben. Teresa von Avila hat da in ihrem Gebet eine andere Lösung. Sie bittet Gott: „Mach mich zu einer Heiligen, indem ich Mahlzeiten zubereite und Teller wasche." Da ich keine Zeit zum Beten und Meditieren habe, nimm mein Tun und Arbeiten als Gebet. In der Küche stehend fragt Teresa Gott: „Kannst du meinen Spüllappen als einen Geigenbogen gelten lassen, der himmlische Harmonie hervorbringt auf einer Pfanne?" Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gott Teresa hier einen Korb gibt. Beten ist nicht nur in Ruhe und Besinnung möglich. Beten geht statt mit brennender Kerze und gefalteten Händen auch im Schrubben von Töpfen und Pfannen. Das weiß auch die Heilige Teresa und deshalb bittet sie Gott zum Schluss ihres Gebetes: „Erinnere mich an alles, was ich leicht vergesse..., dass mein vollendet gedeckter Tisch ein Gebet werde." 

Teresa von Avila, Zitiert nach: „Der andere Advent 2010/11" Do 2.12. - Wege nach Innen. Adventskalender des Vereins  Andere Zeiten e.V. Hamburg.

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