Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Gaudete" - freut Euch, heißt der 3. Adventssonntag in der katholischen Kirche. Aber über was soll man sich freuen? „Freut euch", auf gut Latein: „Gaudete", so heißt der heutige dritte Adventssonntag in der katholischen Kirche. Gut gesagt, aber worüber sollen wir uns denn freuen? Nun, die Kinder werden schnell darauf eine Antwort finden: Dass bald Weihnachten ist, und an Weihnachten gibt's Geschenke. So einfach ist das, sie fiebern diesem Fest entgegen und je näher es kommt, desto größer ist ihre Freude. Mit dem Blick nach vorn, mit dem Blick auf Weihnachten freuen sie sich eben. Ich tu mich da schwerer. Beim Thema Weihnachten schaue ich häufig zurück und nicht nach vorn. Ich erinnere mich an die vielen Weihnachten, die ich schon erlebt habe. Und manchmal werde ich da richtig wehmütig. Wie war Weihnachten doch früher schön. Heute vermisse ich einiges: Die unbekümmerte Freude aus den eigenen Kindertagen, die staunenden Augen unserer Kinder als sie noch klein waren und ganz besonders die lieben Menschen, mit denen wir immer gefeiert haben, die aber jetzt nicht mehr da sind. Dann kommt häufig nicht nur Wehmut, sondern auch Trauer auf. Trotzdem darf ich auch froh sein. Ich darf mich an den Erinnerungen freuen, und ich darf mich von einer ganz alten Erinnerung packen lassen. Der Erinnerung, dass Gott in einem Kind anfängt. Ich weiß, dass die Geschichte Jesu auch eine ist, die in Trauer, Wehmut und sogar Tod mündet. Aber genau das, die Freude und die Trauer, hat viele Menschen getröstet. Weil sie gespürt haben: Gott ist uns nahe, in der Freude und in der Trauer. Und es gibt die Zusage Gottes, dass Tod und Trauer nicht das letzte Wort haben werden. Davon handeln die Texte, die heute in den Kirchen vorgelesen werden. Da geht es um die große Hoffnung vom Heil der Welt, von der Königsherrschaft Gottes, die noch kommen wird. Dass Blinde sehen, Lahme gehen, Taube hören, Tote aufstehen und den Armen die frohe Botschaft verkündet wird. Jahrtausende alt ist diese Vision. Generationen vor mir haben daran geglaubt. Ich kann mich in ihren Glauben einreihen, mich davon tragen lassen und mich darüber freuen: Deshalb: „Gaudete - freut euch."

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