SWR2 Wort zum Tag

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Dem Mann verdanke ich mein Leben. Ohne ihn wäre es schon früh mit mir vorbei gewesen. Ohne ihn hätte ich meine Lungenentzündung nicht überlebt. Dabei kannte ich bis vor ein paar Wochen nicht mal seinen Namen. Nur das, was er entdeckt hat. Das Penicillin.
Alexander Fleming hieß der Mann, dem wir dieses Medikament verdanken. Es war ein Zufall, als der Schotte im September 1928 entdeckte: Es gibt einen geheimnisvollen Schimmelpilz, der die Fähigkeit hat, das Wachstum bestimmter Krankheitskeime zum Stillstand zu bringen. Aber was war das für ein Pilz, der sich da in einer seiner Petrischalen niedergelassen hatte? Und wie konnte man ihn jemals als Medikament nutzbar machen?
Alexander Flemings Freunde erinnerten sich daran, dass der Mediziner und Bakteriologe von nun an neugierig und mit glänzenden Augen jede schimmlige Oberfläche betrachtete und jeden seiner Bekannten fragte, ob er nicht ein paar alte schimmlige Schuhe für ihn hätte. Zu Forschungszwecken. Denn mit dem Penicillin hatte Fleming eine Substanz von außergewöhnlichen Eigenschaften entdeckt. Viel Glück hatte dazu gehört. Von Tausend bekannten Schimmelpilzarten erzeugt nur eine einzige das Penicillin, und von Millionen auf der Welt vorhandenen Bakterien reagieren nur einige wenige auf das Penicillin.
Man fand diesen Pilz schließlich in einer verfaulten Melone. Doch es dauerte noch über zehn Jahre, bis es gelang, aus Flemings Entdeckung ein bezahlbares Medikament zu machen, das in großen Mengen produziert werden konnte. „Der Forscher, erklärte er einmal, geht von Niederlage zu Niederlage. Aber gerade aus diesen kann er lernen." 1945 erhielt Alexander Fleming für seine Entdeckung den Nobelpreis.
Fleming selbst betrachtete sich als ein „Werkzeug, das bis zu gewissem Grade die Summe menschlichen Leidens vermindert hat." Nach seinem Erfolg gefragt erklärte er: „Ich nehme an, Gott wollte das Penicillin und hat darum Alexander Fleming geschaffen."
Alexander Fleming starb 1955 diskret, gleichmütig und still, wie er gelebt hatte. Auf seinen Weltreisen hatte er immer wieder erlebte, wie Kranke, denen sein Penicillin geholfen hat, vor ihm niederknieten und ihm die Hand küssten. So persönlich können wir leider unserem Lebensretter den Dank nicht mehr ausrichten. Nur über einen Umweg. Ein Stock höher sozusagen, bei Gott selbst. Indem wir ihm für all die Menschen danken, die ihre Neugier, ihr Wissen, ihre Geduld und ihren Fleiß in den Dienst der Menschheit stellen.

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