SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

„Selig sind die Friedensstifter" so heißt es im Text der Bergpredigt, „Selig die Friedensstifter, denn sie werden Gottes Kinder heißen".
Dieser Satz aus dem Matthäusevangelium hat unsere christliche Religion geprägt wie wenige andere. Und dennoch sind immer wieder Kriege im Namen der Religion geführt worden. Kirchliche Würdenträger segneten in der Vergangenheit Waffen, im Mittelalter schickten Päpsten und Mönche die Kreuzfahrer ins heilige Land um dort Krieg gegen die Muslime zu führen.
Und auch von den anderen Weltreligionen wissen wir, wie Konflikte und Gewalt das Leben der Gläubigen immer wieder bestimmt haben und immer noch bestimmen. Die Nachrichtensendungen sind voll davon - fast täglich.
Kürzlich nahm ich an einer Konferenz teil, die sich mit der anderen Seite, der friedlichen Seite von Religionen beschäftigte. Wir haben die Situationen unter die Lupe genommen, bei denen Menschen aufgrund ihres Glaubens zu Friedensstiftern wurden. Es passiert nämlich nicht selten, dass in politischen Konflikten religiöse Führer als Vermittler eingesetzt werden.
Wir haben uns gefragt, warum das so ist - trotz der gewalttätigen Geschichte der Religionen selbst. Eine Erklärung: richtig verstandene Religiosität bewahrt Menschen davor, sich von kurzfristigen Interessen leiten zu lassen. Bei gewalttätigen Konflikten geht es ja häufig darum was dem aktuellen Interesse Einzelner oder bestimmter Gruppen dient - es geht etwa um wirtschaftliche Ressourcen, um Streit zwischen Volksgruppen oder darum, wer das Sagen im Land hat. In solchen Konflikten kommt es vor, dass sich Streitparteien an gläubige Persönlichkeiten wenden. Ihnen trauen sie zu, das größere Ganze im Blick zu haben und eine Verpflichtung zum Frieden, die nicht aus Ihnen selbst kommt.
In allen Religionen gibt es solches Potential zu einer friedensstiftenden Kraft, die in den Lehren und Geboten grundgelegt ist.
Ich glaube, dass es sich dabei um Gottes Wirken in seinen Gläubigen handelt, in seinen Christen und Hindus, seinen Buddhisten, Muslimen und Juden. Er ist es, der uns Menschen die Sehnsucht nach gutem Zusammenleben, nach Frieden gegeben hat. Und er ist es, der Jesus sagen ließ: „Selig die Friedensstifter, denn sie werden Gottes Kinder heißen."

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9510
weiterlesen...