Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Der Advent soll ja irgendwie eine besondere Zeit sein. Das klappt aber nur, wenn man auch irgendetwas Besonderes macht. Im letzten Jahr habe ich  etwas ausprobiert, das eigentlich ganz einfach war. Ich habe mir  jeden Tag etwas Zeit geschenkt. Und das ging so:
Angefangen habe ich beim Einkaufen. Ich habe mir mit meinem Einkaufswagen die Kasse ausgesucht, an der die längste Schlange angestanden hat. Und es ging wirklich sehr langsam vorwärts. Ich habe mir die Leute angeschaut, das, was sie so an Waren ausgesucht haben und mit meinem Sortiment verglichen. Ich habe sogar jemanden vorgelassen, weil er wesentlich weniger im Wagen hatte als ich. Ich hatte auf einmal Zeit, denn ich wollte das ja auch so. Und ich habe gemerkt, dass ich ruhiger wurde. Und ich habe festgestellt: viel von dem Druck, den ein ganz normaler Tag so mit sich bringt, den erzeuge ich eigentlich selbst. Also kann auch nur ich allein ihn durch mein Verhalten verhindern.
Es gibt noch viel mehr Möglichkeiten, sich etwas Zeit zu schenken. So bin ich einmal eine Straßenbahnhaltestelle später eingestiegen als normal. Die eine Station bin ich zu Fuß gegangen. Diese Zeit war für mich. Man kann auch einfach im Auto sitzen bleiben, wenn man das Ziel schon erreicht hat und das Musikstück im Radio fertig hören. Oder anstatt von A nach B zu hetzen, zwischendurch einfach anhalten und irgendwo einen Kaffee trinken gehen. Das klappt in der Freizeit und der Fußgängerzone genauso wie im Büro und auf dem Flur. Ein Bekannter hat etwas ganz Spontanes gemacht. Der hat auf dem Weg von A nach B das Schaufenster eines Spielwarenladens betrachtet. Dann ist er ins Geschäft und hat sich einen kleinen Steiff-Bären gekauft. „Als Kind hatte ich genau so einen", erzählte er und freute sich riesig, dass er ihn gekauft hatte. Sich ein klein wenig Zeit nehmen, und dann vielleicht auf das Unerwartete treffen und mal was ganz Anderes tun. Dann ist Advent.

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