Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Advent ist eine Zeit, die einen ganz schön auf Trab bringen und herausfordern kann. Geschenke besorgen, Christbaum kaufen, Karten schreiben, was soll es Weihnachten zu essen geben usw.  Aber auch  das, was in den Kirchen gesagt wird, kann einem die Schweißperlen auf die Stirn treiben:  Heute, am Sonntag im Gottesdienst heißt es: Seid wachsam!  Haltet euch bereit! Und dann geht es um das  Ende der Welt, darum wie das ist, wenn Christus wieder auf die Erde kommt, wenn das Ende, die Apokalypse bevor steht. Ganz schön sperrige Gedanken sind das, nichts Beruhigendes, Besinnliches ist daran. Und sie haben trotzdem mit Advent zu tun. Sie fragen mich an: „Was ist dir wichtig, wonach hältst du Ausschau, wohin bist du unterwegs?" Also muss ich mich ein paar Minuten hinsetzen und nachdenken. Und sie werden es nicht glauben, das geht sogar im Advent mitten in der belebten  Fußgängerzone. Ein Beispiel: gerade jetzt stehen nämlich wieder Statuen in der Stadt. Das sind Menschen, geschminkt und kostümiert, die nichts anderes tun, als stumm und still auf ihrem Podest zu stehen. Dafür möchten sie eine Spende. Denn so still zu stehen, ist eine schwere und anstrengende Angelegenheit. Ich habe jetzt einer solchen Statue auch etwas gespendet, zum ersten Mal übrigens. Und zwar dafür, dass sie mir die Gelegenheit gegeben hat, ebenfalls 5 Minuten still zu stehen, zu schauen und nachzudenken. Ehrlich gesagt, eigentlich habe ich gar nicht viel gedacht, nur gestanden. Aber das war genau so sperrig und ungewohnt, wie es der Advent eigentlich sein will. Advent ist Unterbrechung und Atempause, ein Geduldsspiel, gerade so wie das Stehen auf dem Podest. Heute, der 1. Advent ist quasi das Startsignal. Am nächsten Sonntag geht es weiter. Da ruft Johannes der Täufer: „Kehrt um!" So weit bin ich noch nicht. Aber ich habe wenigstens schon mal angehalten.

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