SWR3 Gedanken

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 Wenn Ihr Chef sagt, Sie sollen ihm helfen illegal zu handeln, würden Sie es tun? Ich frage das regelmäßig in der Berufsschule ab. Anonym natürlich. Bei Maurern, Gipsern, Malern... An einem konkreten Fall: Freitags abends, Sie sind alleine mit dem Chef auf der Baustelle. Er sagt: „Das Gerüst von dem Gerüstbauer könnte ich gut gebrauchen. Jetzt sieht uns niemand mehr. Helfen Sie mir, es auf unseren LKW zu laden." Beim letzten mal haben 60 % angekreuzt: „Jawohl Chef, wird gemacht." Und nur der kleinere Teil würde sagen: „Aber das wäre doch gestohlen, Chef." Das liegt übrigens nicht daran, dass meine Schüler alle Verbrecher sind. Im Gegenteil. Alle aus der Klasse haben bei der nächsten Frage angekreuzt: Bevor ich Werkzeug von der Baustelle mitnehme frage ich erst mal den Chef. Ganz brav, ganz korrekt. Es geht vielmehr darum, dass der Diebstahl von oben befohlen wird. Und das ist mit Ängsten verbunden: Wenn ich nicht gehorche, dann fliege ich vielleicht raus. Und ich brauche doch den Job. Außerdem: wenn der Chef befiehlt, dann wird es schon richtig sein. Irgendwie muss Abraham das auch gedacht haben, als Gott ihm befahl: Bringe Deinen Sohn auf einen Berg. Und dann schneide ihm die Kehle durch. Als Opfer für mich. „Wenn Gott sagt, er will ein Opfer, dann wird es schon richtig sein." Hat Abraham gedacht, seinen Sohn gepackt, gefesselt, auf den Berg geschleppt und das Messer gezückt.  Zum Glück hat Gott ihn gestoppt: „Hast Du Sie noch alle? Glaubst Du wirklich ich will Menschenopfer? Fang endlich an zu denken! Und trau Dich, mich in Frage zu stellen. Ich will nicht der große Boss sein, der absoluten Gehorsam verlangt. Ich bin Dein Freund.  Gott will keine schlichten Ja-Sager! Er möchte Menschen, die ihn hinterfragen und ihr Handeln selbst verantworten.

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