SWR3 Gedanken

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„In Köln sind Menschen normal - und normal ist katholisch!" das hab ich öfter so gehört, als ich noch in der Nähe von Köln wohnte. „Man" war halt in Köln immer katholisch und würde immer katholisch sein. Das war so klar wie das Amen in der Kirche
Und jetzt hat eine Studie festgestellt, dass mittlerweile nur noch 59 % aller Kölnerinnen und Kölner überhaupt in einer der christlichen Kirchen sind.
Wenn selbst in der einstigen katholischen Hochburg Köln nur noch etwas mehr als die Hälfte überhaupt einer christlichen Kirchen angehören, was heißt das?
Sollen wir vielleicht alle Andersgläubigen in den Schoß der Kirche hinein missionieren- damit in Köln wieder alles normal läuft?
Oft sieht es so aus, als stünden die Kirchen hilflos vor dieser Situation und wüssten nicht, wie sie damit umgehen sollen. Und vielleicht stimmt das sogar.
Ich bin evangelische Pfarrerin, und natürlich treten auch in meiner Gemeinde immer wieder mal Menschen aus der Kirche aus. Einige habe ich gar nicht erst kennengelernt - andere kenne ich sogar recht gut. Wenn das passiert, dann würde ich mir vor allem erst mal eines wünschen: mit ihnen mal reden zu können. Ich würde gerne wissen, warum sie etwas aufgeben, was ihnen doch vielleicht irgendwann mal Heimat gewesen ist. Und es doch heute auch sein könnte. Etwas, das ganz normal zum Leben dazugehört. Ist es das Geld? Gibt es andere Gründe?
Und wenn sie denn in unserer Gemeinde nicht das finden, was sie anspricht, Vielleicht können sie in einem anderen Ort eine passende Gemeinde finden und müssen nicht direkt austreten!
Wie auch immer: „Normal" ist heute wohl anders als früher. Normal muss nicht katholisch sein. Nicht mal mehr in Köln. Aber sich einen Ort zu wünschen, wo man mit anderen seinen Glauben leben kann; über Zweifel, Hoffnung, Angst, Liebe reden kann - das ist doch normal, oder?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9431
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