SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Sie kennen das. Man ist irgendwo unterwegs und hat den Schirm zu Hause vergessen. Der zunächst noch heitere Himmel hat sich mehr und mehr verdunkelt. Wenig später regnet es so richtig. Gottlob gibt es da jemanden, der denselben Weg hat. Und im Besitz eines Schirmes ist.
Man wird eingeladen, sich unter den weiten Schirm zu begeben. Und genießt jetzt beides: die sympathische Nähe eines freundlichen Menschen. Und die schützende Wirkung des Schirmes.
Wenn ich beschreiben sollte, was Trost ist, dann fiele mir dieses Bild ein. Drohendes Unwetter. Das Gefühl der Schutzlosigkeit. Dann die freundliche Einladung an die Seite eines aufmerksamen Menschen. Und schließlich der geteilte Schirm, der beiden Schutz bietet.
„Unter deinen Schirmen bin ich vor den Stürmen aller Feinde frei", heißt es in dem Kirchenlied „Jesu, meine Freude". Es stammt aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Menschen drücken darin aus, dass sie diese Erfahrung der Schutzlosigkeit kennen. Aber auch das, was Schutz und Schirm vor den Unwettern des Lebens bietet.
Getröstet werden heißt, jemanden nicht im Regen stehen zu lassen. Wie das geschehen kann, dafür gibt es keine Standardantworten, kämen sie auch noch so fromm daher. Als es Hiob im Alten Testament so richtig schlecht geht, versuchen seine Freunde ihn wieder aufzurichten. Mit Kopf-Hoch-Parolen und Hinweisen darauf, dass er vielleicht auch selbst ein bisschen Schuld ist an seinem Unglück.
Hiob überzeugt das nicht. „Leidige Tröster", nennt er seine Freunde. Ihre Worte hält er für billige Vertröstung, die seinem persönlichen Elend in keiner Weise gerecht werden.
Was in solcher Lage wirklich helfen kann, dafür gibt es kein Patentrezept. Aber ein über dir aufgespannter Schirm tut in jedem Fall gut. Und jemand, der die nächsten Schritte mit dir geht. Jemand, den die dunklen Wolken nicht schrecken, die sich über dir zusammengezogen haben.
„Tobe, Welt, und springe" hat der Liederdichter aus dem 17. Jahrhundert seiner Zeit entgegen gerufen, „ich steh hier und singe in gar sichrer Ruh. Gottes Macht hält mich in acht, Erd und Abgrund muss verstummen, ob sie noch so brummen".
Irgendwie muss er erlebt haben, dass es jemanden an seiner Seite gab, der einen Schirm über ihm ausspannte. Oder vielleicht war er es sogar selber, der einem anderen den schützenden Platz neben sich angeboten hat.

"Trostprojekt" in Karlsruhe:

In Gottesdiensten, Ausstellung und Vorträgen
können Sie dem Trost weiter nachspüren.
Mehr finden Sie
hier

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9429
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