SWR2 Wort zum Tag

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„Aber wehe, wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe." So leitet Wilhelm Busch seine Geschichte von Max und Moritz ein. Sieben lustige Streiche - jedenfalls aus der Sicht dieser beiden aufsässigen Jugendlichen. Irgendwann kommt für sie aber das dicke Ende.
Wir haben uns angewöhnt, die Dinge von ihrem Ende her zu betrachten. Wenn eine Fußballmannschaft 89 Minuten gut spielt und in der 90. Minute durch ein Tor verliert, dann war das ganze Spiel vergeblich. Wenn jemand sich immer nur verausgabt und nicht im Blick hat, dass alles seinen Preis hat, dann bekommt er am Ende dafür die Rechnung.
Bedenke das Ende, sagten schon die antiken Philosophen. Die Frage ist jedoch: woher wissen wir, was das Ende ist? Wann es wirklich da ist? Bei Oscar Wilde las ich dazu den schönen Satz: „Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, dann ist es nicht das Ende."
Ich finde, ein tröstlicher Satz. Vieles geht im Laufe eines Lebens zu Ende - unter ganz unterschiedlichen Umständen. Ausbildungszeiten, Freundschaften, Glücksphasen, der körperliche Bestzustand. Das Ende erleben wir jedes Mal als mehr oder weniger schmerzlich.
Wenn stimmt, was Oscar Wilde sagt, dann handelt es sich bei diesen Dingen, die weh tun, lediglich um ein jeweils vorläufiges Ende. Um einen Zwischenzustand. Denn das wirkliche Ende ist daran zu erkennen, dass es gut ist.
Über das wirkliche Ende lesen wir am Ende der Bibel Sätze, die mich tief berühren. Dann wird Gott nicht mehr der Fremde und ganz Andere sein. Sondern, so Johannes, der Seher, in einer grandiosen Vision: „Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen. Und er wird bei ihnen wohnen und sie werden sein Volk sein. Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein."
Dann, so verstehe ich das, zieht Gott bei uns ein. Und bringt allein durch seine Anwesenheit Licht und Wärme in unsere Hütte. Das wirkliche Ende also, so Johannes, ist im Grunde ein neuer Anfang. Die vielen schmerzhaften Erfahrungen, von denen wir glauben, sie seien das Ende, sie erscheinen vor dieser Zukunft als vorläufig.
Wenn es nicht gut ist, dann ist es nicht das Ende, sagt Oscar Wilde. Vielleicht aber ein Transparent, hinter dem das letzte Ziel unseres Lebens und dieser Welt von Ferne her leuchtet: das gute und helle Ende. Ein Ausblick, finde ich, mit dem sich getrost und getröstet leben lässt.

 

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