Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Manche Leute und auch Promis lassen sich den Namen ihres Liebsten eintätowieren. Weil ihre Liebe unter die Haut gegangen ist. So ist es sichtbar für alle - eine Liebeserklärung, die nicht abwaschbar ist....
Die Bibel erzählt uns davon, dass auch Gott tätowiert ist. Aus Liebe. Die Geschichte beginnt damit, dass die Stadt Jerusalem zerstört ist. Die wenigen Bewohner sind verzweifelt. Sie sind ohne Idee, wie es weiter gehen könnte. Ohne Plan, was ihnen helfen könnte.
Doch Gott hat sie nicht vergessen. Er will der Stadt und ihren Menschen helfen. Das ist das Allerwichtigste für ihn. Das hat absoluten Vorrang. Deshalb will er die Menschen, die er liebt, ständig vor Augen haben. Und deswegen macht Gott sich ein Tattoo.
Wohin mit der Tätowierung? Sie kommt nicht auf die Schulter wie bei der Frau unseres Bundespräsidenten. Und auch nicht auf die Brust wie bei Robbie Williams. Gott will das Tattoo ja als Erinnerung für sich. Deshalb kommt wie bei einem Schüler vor der Mathematik-Arbeit das Wichtigste in die Handflächen. Denn kein Körperteil hat man so oft vor Augen wie die Hände: was ich auf meinen Händen sehe, dass vergesse ich bestimmt nicht. Damit Gott nicht vergisst, was er Jerusalem versprochen hat, kommt die Silhouette der Stadt dort hinein. Es ist eine wunderschöne Silhouette mit Mauern und Türmen, kein Trümmerfeld oder Trauerspiel. So soll es wieder werden. Was Gott sich da in die Hände skizziert, ist sozusagen der Masterplan zum Wiederaufbau. Was aus Jerusalem werden kann, das liegt nun im wahrsten Sinne des Wortes in Gottes Händen.
Damit Gottes Plan nicht verwischt, tätowiert er ihn sich in die Haut ein. Denn Gottes Liebe ist keine Momentaufnahme, sondern ein Versprechen für immer. Was in Trümmern liegt, willkürlich verstreut, fügt sich in Gottes Plan zu neuer Schönheit. Was zerbrochen ist, soll wieder ganz werden.
Mir imponiert der Gott, der das Leid teilt und zu seinen Versprechungen steht. Wie gut, dass ich darauf vertrauen kann, dass Gott einen Plan für mein Leben hat. Wie gut, dass Gott, seine Hände vor Augen, mehr an mir findet als nur Bruchstücke. Wie gut, dass sich Gott meinen Namen tätowiert hat, weil die Liebe ihm unter die Haut geht. Das gibt mir neue Kraft. Das baut mich auf wie einst Jerusalem.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9397
weiterlesen...