Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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06NOV2010
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Wer war Agnes Gouxha Bojaxhin?
Wenn das die Publikumsfrage bei Günter Jauch wäre, wüssten das vielleicht 2%. Würde aber ein Bild gezeigt werden können, wären es sicher 98%. Denn die kleine, gebeugte, verrunzelte Frau mit dem Dauerlächeln im Gesicht kennt die Welt unter ihrem Ordensnamen „Mutter Teresa". ‚Nimm dir Zeit zu lachen', hat sie einmal in einem Gebet formuliert. Aber auch: ‚Nimm dir Zeit zu beten und nimm dir Zeit zu lieben.' Damit ist eigentlich das Wichtigste, was Mutter Teresa ausgemacht hat. Die gebürtige Albanerin gründete in Kalkutta den Orden „Missionarinnen der Nächstenliebe" und kümmerte sich aufopferungsvoll um die, um die sich keiner kümmert. Besonders um todkranke Menschen und notleidende Kinder. Davon gibt es in Indien bis heute mehr als genug. Sie ging zu den Menschen auf die Straße, wo sie liegen und sterben, sie gründete Heime und päppelte geistig und körperlich behinderte Kinder auf. Mutter Teresa wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Ihr selbstloser Einsatz für die Menschen wurde wahrgenommen und gewürdigt. Sie erhielt den Friedensnobelpreis und wurde selig gesprochen. Ihr Engagement machte sie zu einer Art Weltgewissen. All das hat sie eigentlich nie gewollt. Nicht der Erfolg sondern die Treue im Glauben waren ihr wichtig. Dennoch dürfte ihr wichtig sein, dass ihre Arbeit weitergeht. In 137 Ländern setzen sich rund 3000 Schwestern und 500 Brüder ihres Ordens weiterhin für die Würde der Ärmsten der Ärmsten ein.  Kritiker haben ihr zuweilen vorgeworfen, dass ihre Arbeit zu unpolitisch sei. Sie helfe zwar den Armen, tue aber nichts gegen die Armut. Das Vermächtnis, dass Teresa, die in Indien oft nur „mother" genannt wird, hinterlässt, widerlegt diese Aussage. Durch ihr Vorbild nehmen viele Menschen die sozialen und politischen Bedingungen sowie die menschenverachtenden Traditionen Indiens in den Blick und verändern - langsam aber sicher - die Gesellschaft. Sie setzen das um, was Mutter Teresa schon zu ihren Lebzeiten sagte: Ich leiste meinen kleinen Beitrag. Jeder soll das tun, was in seinen Kräften steht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9382
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