SWR3 Gedanken

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Tausend Euro für jeden, jeden Monat - ob Kind oder Greis ohne dafür arbeiten zu müssen. Das ist die Vision der Anhänger eines Konzepts, das die unsäglichen Bedingungen von Hartz IV ablösen soll. Es heißt „Bedingungsloses Grundeinkommen". 50 000 Menschen haben in einer Petition an den Deutschen Bundestag für ein solches Grundeinkommen plädiert. Zwei Argumente werden meistens dagegen vorgebracht: Es sei nicht finanzierbar und es würde die Faulheit fördern. Finanzierbar wäre es, das haben Wirtschaftswissenschaftler errechnet. Und das mit der Faulheit hat ein Modellversuch in Afrika widerlegt. Im namibischen Dorf Otjivero wurde das bedingungslose Grundeinkommen zwei Jahre lang erprobt. Und es hat funktioniert! Unglaublich gut sogar! Jeder Mensch in dem Tausendseelendorf bekam 100 Namibia - Dollar, umgerechnet 10 Euro pro Monat. Vor dem Pilotprojekt waren die Hälfte der Kinder in diesem Dorf unterernährt. Dieses Problem war bereits nach einem Jahr verschwunden. Der Anteil der Kinder, die die Grundschule abgeschlossen haben ist von 40 auf 90 % gestiegen. Die Kriminalität ging zurück, weil die Menschen zum Beispiel kein Holz mehr klauen oder nicht mehr wildern mussten. Und was war mit der Faulheit? Die gab es natürlich auch, aber das war eine kleine Minderheit von Männern. Und für die hat die Dorfgemeinschaft beschlossen, das Geld für deren Kinder an die Frauen auszubezahlen, damit diese Männer nur ihr Geld verprassen können. Ja, in Afrika geht so was vielleicht, werden die Skeptiker sagen. Nein nicht nur in Afrika sagen die Befürworter. Denn die menschlichen Eigenschaften sind überall gleich. Und das Beispiel in Afrika hat gezeigt: Wenn die Grundbedürfnisse einmal gestillt sind legt sich die große Mehrheit der Menschen nicht auf die faule Haut, sondern die Menschen tun das, was sie wollen und können. Und dabei werden sie gerechter, gesünder und glücklicher.

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