SWR3 Gedanken

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Ein Augenblinzeln hat einem gelähmten Mann in England jetzt das Leben gerettet. Der 43-jährige Richard Rudd konnte seit seinem Motorradunfall weder sprechen noch sich bewegen. Die Ärzte und seine Eltern nahmen an, er sei hirntot. Eine schwierige Situation für alle Beteiligten.
Richards Eltern erinnern sich daran, dass ihr Sohn vor seinem Unfall öfters gesagt hat: „Wenn ich einmal einen Unfall baue und nur noch an Maschinen hänge, dann will ich nicht künstlich am Leben gehalten werden." Drei Wochen quälen die Eltern sich mit einer Entscheidung herum. Schließlich erlauben sie den Ärzten, die Behandlung einzustellen.
Gerade als die Ärzte die Beatmungsmaschine abschalten wollen, verändert ein Augenblick die ganze Situation: Der scheinbar hirntote Richard blinzelt die Ärzte an. Die Ärzte reagieren schnell. Sie machen sofort einen Blinzel-Code für „ja" und „nein" aus. Ob er denn wolle, dass die Behandlung fortgesetzt werde. Richard blinzelt mehrfach ein deutliches „ja".
Richard hat seine Meinung offenbar geändert. Sein Vater auch. Er sagt: „In der Kneipe oder auf der Arbeit meint jeder: 'Wenn mir das mal passiert, dann schaltet die Maschinen ab.´ Was man aber wirklich will, das weiß man erst, wenn man tatsächlich in der Situation ist." Ich hoffe, dass ich niemals in die schwierige Situation komme, über Leben und Tod eines Menschen entscheiden zu müssen. Denn ich muss ja gleichzeitig darüber entscheiden, ob meine eigenen Kräfte zur Pflege reichen. Die körperlichen, aber auch die psychischen und die finanziellen. Neun Monate später kann Richard seinen Kopf leicht bewegen. Ab und zu lächelt er sogar. Er wird zwar immer auf medizinische Hilfe angewiesen sein. Aber eines gibt ihm Kraft: er kann mit seinen beiden Töchtern, mit Freunden und Verwandten in Kontakt treten. Und das alles dank eines kleinen Augenblicks.

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