SWR3 Gedanken

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Wenn eine Thermoskanne eine Weile rumsteht, dann kann es vorkommen, dass sie zu zischen oder zu quietschen beginnt. Schuld daran ist die Luft in der Kanne, die sich aufheizt und damit ausdehnt. Wenn die Deckeldichtung nicht 100 Prozent dicht ist, dann will die Luft nach draußen. Und dabei entsteht das nervende Geräusch. Bisher habe ich mir immer damit geholfen, dass ich den Deckel kräftig zugedreht habe. Dummerweise hilft das meistens nur für kurze Zeit. Denn irgendwann baut sich der Druck wieder auf und muss raus. Vor einiger Zeit habe ich eine Freundin dabei beobachtet, wie sie das Problem der zischenden Thermoskanne ganz anders angegangen ist. In meinen Augen viel eleganter: sie hat den Deckel einfach ein bisschen aufgedreht. Die heiße Luft konnte raus, und schon war Ruhe am Kaffeetisch. Und zwar dauerhaft. Seitdem beobachte ich gerne Menschen, wie sie das Problem mit der zischenden Kanne lösen. Es gibt tatsächlich zwei Fraktionen: Einmal die „Zudreher", also diejenigen, die versuchen dicht zu machen. Ich kann mich auch täuschen, aber ich glaube, wir Männer gehören eher zu dieser Fraktion. Und dann die Aufdreher, also diejenigen, die quasi „den Dampf ablassen". Nach meiner Beobachtung eher die Frauen. Für mich war der Lösungsansatz meiner Freundin ein echtes Aha-Erlebnis. Sofort habe ich die Fraktion gewechselt. Aufdrehen ist irgendwie cooler und vor allem nachhaltiger. Ich hab noch ein bisschen weiter nachgedacht. Dampf ablassen statt Druck aufbauen. Mich öffnen statt dicht machen. Das ist - nicht nur bei Thermoskannen - meistens das bessere Rezept.

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