SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Hamburg, 8 Uhr 30, wieder mal Regen: Ilka plant einen Grillabend. Pavillon und Heizstrahler: Fehlanzeige. Ilka betet inständig um besseres Wetter.
München, 9 Uhr. Auch hier regnet es: Ferdinand freut sich. Genau das richtige Wetter für den Indoor-Spielplatz. Bei schönem Wetter geht's nur wieder ans langweilige Isarufer. Vorsorglich betet er, dass es noch ein bisschen weiter regnet.
Freiburg, 10 Uhr 30. Ninas Papa hat versprochen: „Wenn es heute Mittag richtig Wind hat, dann lassen wir deinen neuen Drachen steigen." Nina sitzt am Fenster und murmelt: „Bitte lieber Gott, mach dass es windig wird!"
Drei Personen und drei völlig unterschiedliche Wünsche: Sonne, Regen, Wind. In der Haut vom lieben Gott möchte ich da nicht stecken.
Ich erlebe immer wieder, dass Menschen enttäuscht sind, weil ihre Gebete nicht erhört werden. Dabei ist Beten ja kein Wunschkonzert. Aber auch ich habe mich dabei ertappt, wie ich vor meiner Motorradtour nach Irland um gutes Wetter gebetet habe. Dabei weiß jeder, der schon mal in Irland war, dass zwei Wochen ohne Regen dort fast schon als kleines Naturwunder gelten. Und natürlich hat es dann auch geregnet auf meiner Tour. Aber etwas anderes ist passiert. Mit jedem Regenschauer bin ich ein Stück gelassener geworden. Mir hat der ganze Regen kaum noch was ausgemacht, weil ich genau wusste, dass auch irgendwann wieder die Sonne scheint. Und so bin ich guter Dinge quer durch Irlands grüne Hügellandschaft gecruised. Mal mit Wind, mal mit Sonne, mal nass und mal trocken. Das irische Wetter hat sich durch mein Gebet nicht verändert. Aber ich glaube, ich habe mich verändert. Und das ist bestimmt nachhaltiger als ein Wetterwunsch, der kurzfristig in Erfüllung geht.

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