SWR3 Gedanken

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 Sven Petersen ist Imker mit Leib und Seele. Er liebt seine fast 1,5 Millionen Bienen. Und es hat ganz den Anschein, als liebten sie ihn auch. Ungeschützt steht er da und sie fliegen förmlich auf ihn. Sie landen auf Kopf, Armen und T-Shirt. Sven zieht gerne sein gelbes Biene Maja Shirt an. „Schwarz mögen die Bienen nicht", erklärt er, „es erinnert sie an Bären."
 Sven sagt: „Wenn ich nur Imker wäre, um Honig zu produzieren, das wäre mir zu wenig." Und so führt er täglich Kindergruppen durch seinen Betrieb. Viele Kinder haben Angst vor Bienen, weil sie so schmerzhaft zustechen können.
Bei Sven lernen die Kinder die andere Seite der Bienen kennen: sie sind wahnsinnig fleißig. Für ein Glas Honig müssen Bienen rund 80.000 km zurücklegen. Und Bienen sind vielseitig: sie sammeln nicht nur Pollen und Nektar, sondern sie lagern die Vorräte auch ein. Sie putzen ihren Bau, sie füttern die Brut, sie produzieren Wachs und sie arbeiten am Eingang des Bienenstocks quasi als Türsteher.
Das Entscheidende, was die Kinder von den Bienen lernen können, ist deren perfektes Sozialverhalten. Jede Biene arbeitet für die anderen mit. Vielleicht liegt hier das Geheimnis, warum in einem Bienenvolk an die 50.000 Bienen ohne großen Stress auf engstem Raum zusammen leben können.
Die Kinder staunen nicht schlecht, wie viel Gemeinschaftsarbeit nötig ist, bis der Honig im Glas landet. Vielleicht stärkt das ja auch ihre Gemeinschaft. Und vielleicht essen sie ihr nächstes Honigbrot etwas anders als sonst.
Ende Oktober ist die Hauptarbeit für Sven erledigt. Dann hat er Zeit nachzudenken. Fast andächtig sagt er: „So ein kleines Tier, das so viel leistet, da kannst du nur mit Ehrfurcht davor stehen. Im Bienenvolk zeigt sich für mich was Höheres. Etwas, das man mit Verstand nicht fassen kann."

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