Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Himmel und Erde - für den Papa mit gebratener Blutwurst, wir Kinder mochten es aber pur. Kartoffelpüree und Apfelkompott, lecker. Meine Mutter wusste: Liebe geht durch den Magen. Und sie kochte gern Kinderessen für uns und für den Mann etwas Herzhaftes dazu. Vor dem Essen wurde gebetet: Jedes Tierlein hat zu essen, jedes Blümlein trinkt von dir. Hast auch mich heut nicht vergessen, lieber Gott, ich danke dir. Was war das leicht und klar in meiner Kinderwelt. Vom Spielen nach Hause kommen, Hunger haben, die Mama hat gekocht, der liebe Gott hat es uns geschenkt, in den Mahlzeiten lagen Himmel und Erde ganz nah beieinander und die Blümlein und Tierlein waren auch im Blick. Heute viel schwieriger. Die Mahlzeiten sind zwar aufwendiger aber gebetet wird längst nicht immer, ganz sicher nicht laut. Ich schick gelegentlich nach dem Essen ein Stoßgebet ab, laut in Worte gefasst hört sich das so an:„lecker satt" und es meint: lieber Gott, ich danke dir. Das ist mir durch Kartoffelpüree und Apfelkompott in Fleisch und Blut übergegangen und so auch Teil meines Erwachsenenlebens, aber auf einer mehr unbewussten Ebene. Albert Schweitzer erzählt die Geschichte von dem Bauern, der in die Stadt kam, im Gasthaus zu Mittag aß und vor dem Essen betete. Die Städter an der Theke kommentierten das spöttisch. Na, bei euch auf dem Land, da beten wohl noch alle? Ne, sagt der Bauer, bei uns beten auch nicht alle. Ochs und Esel gehen ohne Gebet an den Trog. 1: 0 für den Bauern. Und auch ein Anstoß für mich.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9294
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