Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Weißt du noch" so fangen viele gute Geschichten an, auch solche aus meiner Studienzeit in Trier in einer Wohngemeinschaft.3 Zimmer, 3 Frauen, ein kleines Bad mit einer Sitzbadewanne, eine Küche mit einem kleinen runden Tisch. Erstaunlich, wie viele Stühle um so einen Tisch passen und wie viele Menschen in eine Küche. Die Küche war der Mittelpunkt. Hier wurde aus Nix etwas gezaubert, und irgendwie wurden immer alle satt. Wir unterschieden da  drei Sorten von Lebensmitteln. Ein Teil diente der Existenzerhaltung, die braucht man einfach zum Leben. Brot, Nudeln, Käse, Obst, so was eben. Dann gab es Dinge, die dienten eher der Existenzerweiterung: Schokolade, Kuchen, Kekse, Pudding, Eis  braucht man nicht zum Leben, macht dick, also Existenzerweiterung. Davon unterschieden sich die Lebensmittel, die zur Existenzerheiterung dienten, also zur Lebensfreude. Vielleicht ein Wein, manchmal ein Frühstücksbrötchen, je nach dem auch nur Luft und Liebe. Dient der Existenzerheiterung. Existenzerhaltung - Existenzerweiterung - Existenzerheiterung. In der Studienzeit war das gut - wie ist es heute? Gibt es von allem genug? Von manchem vielleicht zu viel? Oder zu wenig ? Das ist eine gute Frage für Menschen um die 50, die sowieso grade ihr Leben neu ordnen. Die Frage schadet aber niemandem. Hab ich alles zur Erhaltung meiner Existenz? Vielleicht auch Sport und Musik und auf jeden Fall eine sinnvolle Tätigkeit, geht ja um mehr als um Essen und Trinken. Sorge ich für die Existenzerweiterung - nicht, dass ich unbedingt gewichtsmäßig zunehme, aber an Erfahrung und Erkenntnis. Gibt es genug Neues in meinem Leben, das meine Existenz erweitert und bereichert? Und schließlich die Existenzerheiterung. Frühstücksbrötchen, ein Glas Wein, Luft und Liebe -so war das vor 30 Jahren. Und das gibt's heute noch. Wie heiter!

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