SWR3 Gedanken

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zum 45. Todestag von Paul Tillich

Schade, dass du tot bist, Paul! Ich hätte gerne einmal mit dir geredet.
Aber genau heute vor fünfundvierzig Jahren bist du gestorben.
Dabei habe ich noch so viele Fragen über Gott und die Welt -
und du hättest vielleicht die Antworten.
Denn die darf man doch erwarten von einem Theologieprofessor,
wie du einer warst: der berühmte Paul Tillich aus Chicago.

Obwohl du manchmal die Antwort einfach verweigert hast.
Stattdessen hast du geschmunzelt und gesagt,
dass kluge Fragen wichtiger sind kluge Antworten.
Zugegeben: Sowas nervt, aber eigentlich stimmt es ja.
Und ich finde es interessant, wenn ein amerikanischer Professor sowas sagt.

Obwohl der kleine Paul eigentlich in Deutschland geboren wurde.
Und zwar schon 1886, und das ist deswegen wichtig,
weil du also schon im Ersten Weltkrieg dabei warst.
Und der war für dich die Hölle. Was du da an der Front erlebt hast,
hast du nie mehr vergessen können. Im Gegenteil:
Das hat dein ganzes Leben auf den Kopf gestellt.
Das heißt: Du hast über alles neu nachgedacht - vor allem über Gott.

Und du hast erkannt: Gott ist das größte Geheimnis unseres Lebens.
Manchmal ist er kaum noch zu sehen zwischen all unseren Grausamkeiten.
Darum ist der Glaube an Gott auch das größte Wagnis unseres Lebens.
Um an Gott zu glauben, muss man noch mutiger sein als ein Soldat.

Kein Wunder, dass die Nazis so einen mutigen Theologie-Professor verfolgt haben und Du wegen Hitler eben schnell nach Amerika fliehen musstest.
In Deutschland hat dann schon bald der Zweiten Weltkrieg angefangen.
Vermutlich hätte man doch mehr auf dich hören und nach Gott fragen sollen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9273
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