SWR2 Wort zum Tag

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»Bleibe im Land und nähre dich redlich.« Dieses Wort kommt mir in den Sinn, wenn Menschen beklagen, dass sie wegen der Arbeitsstelle umziehen, ihre Freunde und ihre Bekannten in der Nachbarschaft und der Schule verlassen müssen.
»Bleibe im Land und nähre dich redlich!« erscheint mir dann wie ein unerfüllbarer Wunsch. Ich selber denke bei diesem Wort daran, wie gern ich Inlandsurlaub mache – wegen der Nähe und der regionalen Küche. Es ist quasi meine Urlaubsdevise geworden: »Bleibe im Land und nähre dich redlich. «Aber, was bedeutet dieses Wort wirklich und ursprünglich?
Es ist ja zu einer Zeit entstanden, da gab es weder Tourismus noch einen globalen Arbeitsmarkt. „Bleibe im Land und nähre dich redlich!" ist ein Bibelwort, das zum Sprichwort geworden ist. Die Formulierung stammt aus Martins Luthers Übersetzung des 37. Psalms. Der Beter sieht sich dort umstellt von Übeltätern, von Schuften, die ihm nach dem Leben trachten. Und denen es in ihrer Gaunerei auch noch gut geht – die Erfolg haben, Reichtum und Macht - zumindest augenblicklich. Das Gebet dämpft den Zorn und ruft den Beter auf, der Versuchung zu widerstehen „Tu es ihnen nicht gleich. Lass dich nicht zu Gewalttaten und zum Unrecht hinreißen! Werde nicht wie sie! Hab Geduld, sei stille, harre auf Gott.“ Warum?: Weil diese Tour - die Gaunerei der anderen - keine Zukunft hat! Was jetzt großmächtig daherkommt – ist bald passe. Ja, es heißt an anderer Stelle im Gebet: „Das Wenige, das ein Gerechter hat, ist mehr als der Reichtum der Frevler.“ (V.16) Das ist der Tenor des Psalms - und darum diese Empfehlung: »Bleibe im Land und nähre dich redlich.« Denn genau das ist zukunftsfähig, genau das kann bestehen.
Es geht in diesem Wort also nicht um das Kleben an der Scholle – sondern es geht im weiteren Sinn darum, die Wege der Gebote nicht zu verlassen. Wörtlich steht da: „Weide in Treue!“ (Übers. nach Leopold Marx, Die Lobgesänge, Stuttgart 1987). Also: Mach nicht an den Geboten vorbei deinen Schnitt. Luther übersetzt das „weide in Treue!“ ganz zutreffend „nähre dich redlich: Wovon du dich ernährst, wie du dein Auskommen bestreitest, tu es redlich - darauf kommt es an. Da, wo du wohnst, da lass es mit rechten Dingen zugehen – Betrug ist Betrug und führt nicht weiter. Das »Bleibe im Land und nähre dich redlich.« verstehe ich jetzt besser. Mit heimischer Küche und gesunder Ernährung hat dieses Bibelwort wenig zu tun. Es steht vielmehr für eine ganze Lebenshaltung: Andere nicht zu übervorteilen. Wo ich für mein Geld von Anderen immer mehr Leistung bekommen will, bleibt das mit dem „nähre dich redlich“ schnell auf der Strecke, wird der Tausch unredlich. https://www.kirche-im-swr.de/?m=925
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