Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Führer, befiehl, wir folgen!" An diesen Satz denken viele wohl beim Begriff „Gehorsam". Aber diese Art von Gehorsam, von Hörigkeit ist hoffentlich ein für allemal Geschichte. Denn diese Haltung hat fatale Auswirkungen gehabt. Von daher ist zu recht alles verpönt, was nach blindem Gehorsam riecht. Niemand will unnötig fremdbestimmt (werden) oder gar gefügig gemacht werden. Gehorsam lässt sich aber auch ganz anders verstehen. So zum Beispiel: „Gehorsam kommt von hören, horchen, aufeinander hören. Er umfasst mehrere Dimensionen: das Hören auf sich selbst, das Hören auf Gott und seinen Willen, das Hören auf den Mitmenschen, das Hören auf die Zeichen der Zeit und das Leben in der Verantwortung mit Gott, den Menschen, der Welt und sich selbst." Dabei heißt „Hören auf sich selbst", dass jemand ‚seine Fähigkeiten erkennt und bereit ist, diese einzusetzen; dass er die eigenen Grenzen erkennt und akzeptiert'.
Diese Definition stammt von den Barmherzigen Brüdern, einem Orden mit Sitz in Trier. Die Sätze spiegeln das Verständnis von Gehorsam wider, wie es christliche Ordensgemeinschaften heutzutage praktizieren. Die Barmherzigen Brüder haben sich ganz dem caritativen und sozialen Dienst verschrieben. Sie hören auf die Not der Menschen, die sie auch als einen Anruf Gottes an sie verstehen. Davon lassen sie sich bestimmen. Ein ganz anderes Verständnis von Gehorsam.
Als erste Dimension des Gehorsams ist „das Hören auf sich selbst" genannt. Es kommt auch darauf an, die eigenen Begabungen und Grenzen zu erspüren und sich davon leiten zu lassen. Und dann kommen die anderen Dimensionen ins Spiel: dass ich hellhörig werde für das, was meine Mitmenschen und meine Lebenswelt mir vermitteln; dass ich lausche auf das, was Gott mir auf verschiedenste Weise zu verstehen gibt.
So verstandener Gehorsam lässt Menschen innerlich wachsen und reifen. Zu offenen, wachen Menschen, die ihrem Leben eine klare Ausrichtung geben. Und das tut nicht nur Ordensleuten gut.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9181
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